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Leopold von Ranke.
entflammt Wut, Trotz, Vermessenheit die Herzen; dort der Ruhm und die
sichere Aussicht auf reichen Lohn. Mit Löwenmut kämpft man auf beiden
Seiten. Verlust und Gewinn schwanken lange; endlich entscheidet sich der
Sieg für die weit überlegene Zahl der Kaiserlichen. Aber so teuer wie
möglich verkaufen Ernst und die Seinen ihr Leben im letzten verzweifelten
Kampfe; mit entsetzlicher Wut führen sie noch einmal ihre Schwerter gegen
die Feinde und strecken sie reihenweis nieder. Da fällt Ernst, mit ihm
sein Freund Werner, mit ihm fast alle seine Genossen. Aber auch Graf
Mangold und mit ihm eine große Zahl der Kaiserlichen bedeckten den Platz.
So fand der Babenberger Ernst, Giselas Sohn, am 17. August 1030
ein unglückliches Ende. Ernst starb, ohne Nachkommenschaft zu hinter¬
lassen. Seine Leiche wurde nach Konstanz gebracht und dort nach Lösung
des Bannes anfangs in der Marienkirche bestattet; später ist sie in der
Familiengruft der Babenberger zu Roßstall in Franken beigesetzt worden.
Graf Mangold fand sein Grab in dem Kloster Reichenau.
Das traurige Ende des hochgestellten Jünglings machte auf die Mit¬
welt den tiefsten Eindruck. Selbst die Einsichtigen, die Ernsts Auflehnung
mißbilligten, wurden durch seine Freundestreue und sein mutvolles Ende
gerührt. Das deutsche Volk, von alters her geneigt, jedes Anringen gegen
fürstliche Allgewalt als ein ruhmwürdiges Trachten nach angeborener
Mannesfreiheit zu preisen, besang Ernsts Kampf mit dem Kaiser in lange
nachhallenden Liedern. Obschon dieser Kampf nur ein schwaches Nachbild
des großen weltgeschichtlichen Krieges Otto I. mit Liudolf ist, bietet er doch
manche auffallende Vergleichungspunkte mit ihm dar, und so verschmolzen
schon früh die Lieder von Ernst mit denen, die man von Liudolf sang.
Ein Heldengedicht bildete sich aus, in dem Ernst und Liudolf zu einer Person
verwuchsen, und welches dann später die Zeit der Kreuzzüge noch mit den
bunten Fabeln des Orients schmückte. Die seltsame Geschichte vom Herzog
Ernst ist dann in den verschiedensten Bearbeitungen von dem deutschen
Volke Jahrhunderte lang begierig gelesen worden und hat den Namen des un¬
glücklichen Jünglings unter uns länger erhalten, als das Andenken mancher
um das Vaterland hochverdienter Helden.
Ueopold von ÜSiinfte.
Zwölf Bücher preußischer Geschichte. 3. Bd. Leipzig. 1874. Duncker L Humblot.
129. Erziehung Friedrichs des Großen (1740—86).
Friedrich Wilhelm vertraute die Pflege der ersten Jahre seines Sohnes
denselben Händen an, unter denen seine eigene Kindheit gediehen war.