Full text: [Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband])

Ernst von Wildenbruch. 
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Ernst von Wildenbruch. 
Lieder und Balladen. 6. Aufl. Berlin. 1892. Freund & Jeckel. 
149. Belehnung des Burggrafen Friedrich I. von Nürnberg 
durch Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg 1417. 
1. Zu Konstanz an dem Markte 
Saß Kaiser Sigismund, 
Ihm war von Gram und Sorgen 
Die Seele krank und wund. 
2. „Wohin ich blick' im Reiche, 
Hader und Zwistigkeit, 
Es wankt der alte Glaube, 
Es seufzt die Christenheit. 
3. Allein von allen Sorgen 
Die schwerste, die ich fand. 
Das bist doch du dort oben. 
Du Brandenburger Land; 
4. Mich weckt zur Nacht im Traume 
Ein klagendes Geschrei: 
Wir sterben und verderben. 
Hilf, Kaiser, komm herbei! 
5. Von Elbe bis zur Oder 
Schlachtlärm und Kampf und Blut, 
Zerbrochne Städtemauern, 
Dörfer voll Schutt und Glut. 
6. Verbrechen ohne Strafe, 
Die Unschuld ohne Schutz, 
Denn wer im Bügel sitzet, 
Beut dem Gesetze Trutz. — 
7. Wo finde ich im Reiche 
Den Mann von Herz und Hand, 
Der vom Verderben rette 
Mein Brandenburger Land?" 
8. Da schüttelten die Häupter 
Die Fürsten und die Herrn. — 
„Wer will die märk'schen Wölfe 
In einen Käfig sperrn? 
9. Wer will sein Haus erbauen 
Dort zwischen Bruch und Sand? 
Viel besser ist's, wir. bleiben 
In unsrem schönen Land." 
10. Und aus den Reihen allen 
Vortrat ein einz'ger Mann, 
Und aller Augen blickten 
Den einen staunend an; 
11. Das war von Hohenzollern 
Herr Burggraf Friederich. — 
„Wenn Gott mir Gnade schenket. 
Der, den Ihr sucht, bin ich." 
12. Wie stand er vor dem Kaiser, 
Stolz, in bescheid'ner Kraft, 
Sein Leib so schlank gewachsen 
Wie einer Lanze Schaft, 
13. Sein Auge blau und leuchtend. 
Ein wandelloser Stern, 
Als wie von Gott gezeichnet 
Zum Fürsten und zum Herrn. 
14. Ihn schmückte nicht der Kurhut 
Und nicht der Hermelin, 
Sein Kleid, das war der Panzer 
Das Schwert umklirrte ihn. 
15. Doch wie er stand im Kreise 
Der Fürsten hoch und reich. 
Sein Haupt wuchs über alle. 
Kein einz'ger war ihm gleich. 
10. Und staunend sah der Kaiser 
Ihn lange an und sprach: 
„Willst du des Lebens Freuden 
Tauschen für Ungemach?
	        
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