Metadata: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

348 Kap. 224—225. Der Jesuitenorden. Maximilian II. 
erklärte. Allein der Orden siegte bald über alle aus katholischen Kreisen ihm entgegen¬ 
tretende Opposition und verbreitete sich schnell in allen romanischen Ländern. Vor¬ 
züglich in den höheren Kreisen Eingang findend, errichtete er Schulen und Kol¬ 
legien, zunächst in Italien, Spanien, Portugal, dann in Frankreich und in den 
Niederlanden. 
In Deutschland gingen die Jesuiten vorzüglich von Wien, Ingolstadt und Köln 
aus. Sie gaben sich nach und nach eine den ganzen Menschen durch den unbe¬ 
dingtesten Gehorsam an den Orden fesselnde Einrichtung. Diese erhielten 
sie durch den Scharfsinn ihres zweiten Generals Jakob Lainez, eines Castilianers. 
Die Verfassung war absolut-monarchisch. Die Befehle gingen von dem Ge¬ 
neral, der zu Nom lebte, durch die Provinciale oder Vorsteher der Provinzen an 
die stufenartig geordneten Unterbehörden und durch diese an jedes einzelne Glied. Über 
jeden Einzelnen wurde die genaueste Controle geführt und dem General berichtet, so 
daß jeder nach seinen Fähigkeiten und Neigungen seinen Obern bekannt war und dar¬ 
nach verwendet wurde. Die tüchtigsten und gewandtesten Köpfe wurden die Erzieher, 
Beichtväter und Ratgeber der Fürsten und Großen oder glänzten in den 
höchsten Staats- und Kirchenwürden, diejenigen, welche sich für die Ausbreitung der 
Religion besonders begeistert zeigten, wurden als Missionare zur Bekehrung der 
Heiden ausgesandt, die Gelehrtesten dem Schulfach zugewiesen oder dem Schriftsteller¬ 
beruf überlassen. Besonders mächtig wurden sie durch den Beichtstuhl; denn durch 
eine die Gemüter gewinnende Art ihrer Beichte gewannen sie eine ungeheure Macht 
über die Gewissen, wie denn ihr vielseitiger, unentgeltlicher Jugendunter¬ 
richt ihnen unzählige Anhänger verschaffte. 
Allmählich drang der Jesuitenorden, der bei Loyolas Tod schon 1000, und ein Halb¬ 
jahrhundert nachher schon Über 10,000 Mitglieder zählte, in alle Weltteile ein und 
erhielt durch Geschenke und Vermächtnisse unermeßliche Reichtümer. In 
Europa fanden die Jesuiten im Protestantismus ihren stärksten Gegner, auf 
dessen Vernichtung sie es daher mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften und 
Mitteln anlegten. Bei der inneren Geteiltheit des Protestantismus schien der von ihnen 
geleiteten Gegenreformation der volle Sieg früher oder später zufallen zu müssen. 
Verschaffte auch die große Klugheit und die aufopfernde Hingebung, mit der alle Glie¬ 
der dieses Ordens ihre Aufgabe erfüllten, demselben ein außerordentliches Ansehen in 
der katholischen Welt, so haben doch die unlautern Mittel, die sich viele Jesuiten zur 
Erreichung ihrer Zwecke erlaubten, demselben auch großen Haß zugezogen, und insbe¬ 
sondere brachte das Treue und Glauben erschütternde Moralsystem, das freilich nicht 
der Orden als solcher, aber doch so manche seiner Glieder in Schriften auf¬ 
stellten, den Namen Jesuit und Jesuitismus allmählich in den übelsten Ruf. 
225. Da Ferdinand I, obgleich von Herzen Katholik, doch in den 
Kümpfen mit den Protestanten Mäßigung gelernt hatte und stets fortfuhr, 
den Papst zu einiger Nachgiebigkeit zu bewegen, so hat er sich bei den 
Protestanten das Lob eines mildgesinnten Regenten erworben. Nach seinem 
Tode trat sein edler Sohn Maximilian -er Zweite, der schon zwei Jahre 
zuvor einhellig zum König gewählt worden war, die Regierung an. In 
den ersten Jahren derselben erfuhr der Landfriede die letzte Störung durch 
die „Grumbachschen Händel". 
Der fränkische Reichsritter und Schirmvogt des Bistums Würzburg, Wilhelm 
von Grumbach, hatte es in dem Kriege des Markgrafen von Eulmbach gegen die 
fränkischen Bistümer mit jenem gehalten und war deshalb vom Fürst-Bischof (Zobel) 
feines Amtes entsetzt und seiner Würzburgischen Lehen verlustig erklärt worden. Ob¬ 
gleich das Reichskammergericht zu des Ritters Gunsten entschied, so konnte er doch seine 
Güter von dem Bischof nicht wieder erlangen. Daher suchte er denselben in seine Ge¬ 
walt zu bringen, um ihn auf diese Weise zur Rückgabe zu nötigen. Als seine Leute 
aus einem Hinterhalte den Bischof, der mit einem kleinen Gefolge auf die Jagd ritt, 
überfielen, ward derselbe im Getümmel getötet. Daher floh Grumbach anfangs 
nach Frankreich, während die rheinischen Kurfürsten und die kaiserlichen Commissarien 
den Nachfolger des Fürst-Bischofs zu einer befriedigenden Ausgleichung der Ansprüche 
Grumbachs zustimmen suchten. Da dies nichts hals, so hielt dieser sich für berechtigt, 
die Selbsthilfe fortzusetzen. Er verband sich mit einigen andern fränkischen Nit-
	        
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