Johann Wolfgang Goethe.
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Johann Wolfgang Ooethe.
Werke. 36 Bde. Herausg. von K. Gödeke. Stuttgart. 1867. I. G. Cotta.
25. Das Veilchen.
1. Ein Veilchen auf der Wiese stand, Und an dem Busen matt gedrückt!
Gebückt in sich und unbekannt: Ach nur, ach nur
Es war ein herzig's Veilchen. Ein Viertelstündchen lang!
Da kam eine junge Schäferin 3. Ach, aber ach, das Mädchen kam
Mit leichtem Schritt und munterm nicf)t in acht das Veilchen
nahm,
Ja^er, daher, Ertrat das arme Veilchen.
4.ie Wiese her und sang. (£§ janf un^ ^ach und freut' sich
2. Ach, denkt das Veilchen, wär' ich noch:
nur Und sterb' ich /denn, so sterb' ich
Die schönste Blume der Natur, doch
Ach, nur ein kleines Weilchen, Durch sie, durch sie,
Bis mich das Liebchen abgepflückt Zu ihren Füßen doch.
26. Mailied.
1. Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne?
Wie lacht die Flur!
2. Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch.
3. Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
. O Erd', 0 Sonne!
O Glück, 0 Lust?
4. O Lieb', 0 Liebe!
So golden schön
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höh'n.
5. Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Dix und Kersten, Lesebuch. Ausg. A. Teil VII.
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
6. O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blinkt dein Auge?
Wie liebst du mich!
7. So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,
8. Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud' und Mut
9. Zu neuen Liedern
Und Tänzen giebst.
Sei ewig glücklich.
Wie du mich liebst!