Vorwort.
Der deutsche Unterricht auf der Oberstufe ist genötigt, immer
mehr seine eigenen, von anderen Fächern unabhängigen Wege
zu wandeln. Ein weites Gebiet liegt vor ihm: in vier Iahres-
tursen soll er das deutsche Schrifttum von mehr als einem Jahr¬
tausend durchmessen; Poesie und Prosa. Dazu kommen noch
„Übersetzungen aus der griechischen Dichtung (Sophokles, Euri-
pides, Äschylus; Proben der Lyrik; ausgewählte größere Ab¬
schnitte aus einer guten metrischen Übersetzung der Odyssee und
der Ilias), Abschnitte aus der griechischen Prosa, im Zusammen¬
hang mit dem Unterricht in der alten Geschichte". — Fürwahr,
ein reiches Pensum, das, verbunden mit den übrigen Aufgaben
des deutschen Unterrichts es überall zur Pflicht macht, die ver¬
fügbare Zeit haushälterisch zu Rate zu halten. Aber die Be¬
wältigung der großen Aufgabe wird auch wiederum erleichtert
durch die überall gewährte Freiheit und Weitherzigkeit der Stoff¬
verteilung.
Das Arbeitsgebiet der IV. Klasse ist noch ziemlich genau
abgegrenzt, wenn — wie wohl sachlich begründet — die Lektüre
ber griechischen Epen dem nächsten Schuljahr vorbehalten bleibt.
Neben der deutschen Urgeschichte — Römer und Germanen —
bis zum ausgehenden Mittelaller die Einführung in die germanische
Mythologie,das mittelalterliche Volksepos und die höfische Dich¬
tung, und mit der politischen Geschichte die Zusammenhänge von
Literatur und Kultur — ein ungeheures und an jeder Stelle
dankbares Gebiet! Eine führende Rolle kann hierbei dem deutschen
Lesebuch nicht mehr zufallen; aber es kann überall Unterlagen
schaffen, Licht und Farbe austeilen, kann auch in Einzelschilderungen
ausführen oder zusammenfassen.
Seine eigenste Aufgabe liegt jedoch in der Erweiterung des
deutschen Valladenschatzes, dessen Verständnis und gedächtnis-