Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

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mehr ist, — betrogen um seinen Glauben an die Ehrlichkeit 
der Menschen. 
Und wohin wandert der treffliche und doch so arme Mann? 
Wieder nach Straßburg zieht er hin, wo er auch schon so 
bittere Erfahrungen gemacht hatte. Dort hoffte er eine Druckerei 
errichten zu können und wieder einen ehrlichen Lebensunterhalt 
sich zu gründen. Mit dieser Hoffnung, die den gebeugten 
Mann noch aufrecht hielt, kam er nach Straßburg. Er bot 
alles auf, reiche, ihm bekannte Leute dazu zu bewegen, die 
nötigen Geldmittel herbeizuschaffen, um den Plan, den er in 
der Seele trug, auszuführen; aber alles blieb erfolglos, und 
die Not kam mit Macht über ihn, während Fust und Schöffer 
ernteten, was er gesäet hatte. Recht verräterisch schlau hatten 
heide die Erfindung Schöffers, schönere und dauerhaftere Buch— 
staben zu verfertigen, vor ihm geheimgehalten, und übten sie 
jetzt aus, als sie ihn auf die Seite geschoben hatten. Sie 
druckten einen prächtigen Psalter, der noch heute ein Pracht— 
stück der Buchdruckerkünst ist, und wurden steinreich, während 
der edle Gutenberg, der Erfinder der Kunst, dem sie alles ver— 
dankten, darbte und kaum einen Ort hatte, wo er sein kummer⸗ 
volles Haupt niederlegen konnte. A. W. Grube. 
199. Prau von Poggwisch. 
Unter den holsteinischen Edelleuten, dié in der Hamme 
von den Dithmarschen erschlagen wurden, waren auch die 
acht Söhne der Frau von Poggwisch. Lin Knabe ritt zu 
ilr und bracbte ihr die Nachricht, wie es ergangen vwäre, 
aber dass ibhr Mann lebe. Voll Zorn und Schmerz richtete 
sie sich da auf und sprach: „Nun der Herzog tot ist, und 
dazu alle unsre Verwandten und alle seine Söhne, so war er 
kein Mann und soll nicht länger mein Gemahl heilsen.“ Da 
antwortete der Knappe: „Edle Frau, wohl lebet Euer Herr, 
aber zürnet nicht; denn er liegt schwer verwundet.“ Als sie 
das hörte, da erluub sie ihre Hände und dankte Gott, dals 
er ihr solebhe Söhne und einen solchen Gemahl gegeben 
hätte, die nicht gezögert hätten, Blut und Leben für ihren 
Herrn und ihr Land hinzugeben. dSie ging sogleich hinaus, 
wo der Kranke lag, verband ibhm die Wunden und pflegte 
sein. wie eine getreue Hausfrau . Millonhott.
	        
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