Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

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gesetzt auf dem Platze vor dem von ihm gebauten Maria— 
Magdalenen-Kloster, welcher fortan den Namen „Adolfsplatz“ 
bekam. Und als der neuen Börse das alte Kloster weichen 
mußte, da wurde das Denkmal vor dem neuen Gebäude des 
letzteren am Glockengießerwall wieder aufgerichtet, wo es unter 
Blumen und Büschen, zuweilen von frommer Hand mit Kränzen 
geschmückt, hoffentlich noch recht lange mahnend und erinnernd 
stehen wird; denn, wie die Inschrift der dritten Erztafel im 
Grundsteine des Denkmals sagt; „Wer über seine Zeit hinaus, 
kommenden Geschlechtern liebend vorsorgt, den vergessen auch 
diese nicht, wenngleich Jahrhunderte vergangen.“ 
Otto Benele. 
261. Frühere Kinderfeste in Hamburg. 
Vom Kindergrün. 
In früheren Zeiten feierten alljährlich an einem bestimmten 
Tage die Kinder in Hamburg ein Fest — das Kindergrün. Zu 
Anfang des Sommers, wenn die Erdbeeren reifen und die 
Kirschen, wenn die Felder und die Gärten voll Blumen stehen, 
sagte in damaliger Zeit der Lehrer eines Tages bei dem Schlüuͤsse 
der Lehrstunden: „Kinder, morgen über acht Tage ist das Grün!“ 
Die Botschaft wurde mit Jubel empfangen und in so vielen 
Häusern, als es Schüler gab, wie ein segenspendendes Ereignis 
verkündet. 
„Es ist das Grün!“ Der Sonntagsstaat des Knaben wurde 
sorgfältig gemustert und mit bunten Bändern geziert, ein Bou— 
quet dazu im Voraus bestellt. Am Tage vorher versammelten 
sich die jungen Mädchen und wanden eine mächtige Blumen— 
krone, woran die Gewinne aufgehängt wurden, welche die besten 
Schützen als Chrenpreise davon trugen. Der Glanzpunkt des 
Grüns einer Knabenschule bestand nämlich in einem Vogel— 
schießen. Der bunt bemalte, aus leichtem Hoͤlz geschnitzte Vogel 
ward feierlich auf eine hohe Stange gesteckt und mit Flitzbogen 
nach ihm geschossen. 
Am eigentlichen Feiertage versammelten sich die Schüler in 
den Schulzimmern, festlich angethan und mit Bändern, Blumen 
und Kränzen geschmückt. Es wurde ein Choral gesungen, und 
der Lehrer hielt eine Ansprache. Daun ging es im geordneten 
Zuge fort nach dem Garten, wo das Grun gehalten wurde. 
Vorauf die Musik. Ihr folgten die Kranzträger Dann kamen 
die Schüler, begleitet von ihren Lehrern.
	        
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