Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

38. Die Schlacht bei Thermopylä. 
Wie eine Sündflut überschwemmten die Asiaten unter Xerxes 
das nördliche Griechenland. Da war kein Gedanke an Wider— 
stand; von allen Seiten schickte man ihnen Wasser und Erde 
freiwillig entgegen. In solchem Andrange ungeheurer Not ver⸗ 
zagten dennoch die Athener und Spartaner nicht, auch die Be— 
wohner der kleinen Städte Platää und Thespiä traten mächtig 
mit für die Rettung des gemeinschaftlichen Vaterlandes ein. An 
fangs war man gewillt, den eindringenden Persern im nördlichen 
Thessalien, am Olympos, entgegenzutreten, doch sah man sich 
bald gezwungen, sich bis zur Grenze Mittelgriechenlands zurück. 
zuziehen und dort den kühnen Versuch zu machen, den zahllosen 
Barbaren zu widerstehen. 
So kamen die Perser, schwer und langsam, ohne Widerstand 
zu finden, immer näher herangezogen bis zum Engpasse Ther⸗ 
mopylãä, der in das Herz von Griechenland führt. Hier, wo das 
Meer von der einen und das steile Ota⸗Gebirge von der anderen 
Seite nur einen schmalen Weg gelassen hat, hielt der spartanische 
König Ceonidas mit seinem kleinen Heere, unter welchem nur 
300 Spartaner waren. Xerxes lachte überlaut, als er hörte, 
daß dieses Häuflein seine Millionen aufzuhalten gedächte. Er 
schickte Boten hin, ihm die Waffen auszuliefern. „Komm und 
hole siel!“ war die Antwort. Als den Griechen gesagt wurde, 
der Feinde seien so viele, daß die Sonne verdunkelt würde, wenn 
sie ihre Pfeile abschössen, erwiderte ein Spartaner kalt: „Um so 
besser, dann werden wir im Schatten fechten!“ 
Noch zögerte Xerxes mit dem Angriffe. Er konnte es sich 
nicht als möglich denken, daß diese Handvoll Menschen wirklich 
Widerstand leisten würde, und ließ ihnen vier Tage Zeit, zur Be⸗ 
sinnung zurückzukehren und abzuziehen. Aber sie wichen nicht und 
wankten nicht. Da ließ er seine Asiaten gegen den Hohlweg 
losstürmen. Hier standen die Griechen dicht geschlossen, Mann 
an Mann, in der Linken den Schild, der sich wie eine eherne 
Mauer vor der Reihe herzog, von welcher die Pfeile der Bar— 
baren klirrend zurückflogen; mit der Rechten streckten sie einen 
Wald langer Lanzen vor sich hin. Schar auf Schar stürmte 
heran und suchten den Wald zu durchbrechen, aber immer wie— 
der wurden sie über die Leichen der Ihrigen zurückgeworfen. 
Xerres wählte die Tapfersten seines Heeres, die unsterbliche Schar 
zenannt. Auch sie fielen! Kein Perser mochte mehr den VUn 
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