Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

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ist. Nicht dass er geboren ist, sondern dass er in deinen 
Tagen geboren ist, macht mieh frob; von dir erzogen und 
geblldet, wird er unser würdig und der grossen Bestimmung, 
die einst sein Erbteil wird, gewachsen sein.“ Zum un— 
gestörten Unterricht wies er dem Lehrer und dem Schüler, 
vVelcher damals dreizgehn Jahre alt war, den Hain der 
NMNmphen bei Myrza an. Der Philosoph unterwies den 
Jũüngling in dem, was recht und tugendhaft ist, in der Staats- 
und Herrscherkunst und auch, wie es scheint, in der Arznei- 
wissenschaft und dem, was dazu gehört; denn Alexander 
riet spãter seinen Preunden öfters in Krankheiten, was sie 
zur Herstellung ihrer Gesundheit thun sollten. Selbst das, 
was von der Philosophie am schwersten zu fassen ist, hat 
er auch von seinem Lehrer sich mitteilen lassen, wie man 
aus den Vorwürfen sieht, welche er später dem Aristoteles 
darũüber machte, dass er diesen Teil seines Wissens in einer 
Scehrift bekannt gemacht habe: „Du hast nicht wohlgethan, 
diese Wissenschaften bekannt zu machen. Denn wodurch 
werden wir uns jetzt noch von anderen unterscheiden, wenn 
die Lehren, die uns mitgeteilt worden sind, allgemein sein 
werden? Ich für meine Person möchte mieh lieber durch 
Kenntnis der erhabensten Wissenschaften, als durch Macht 
vor anderen auszeichnen.“ Von Aristoteles bekam er eine 
verbesserte Abschrift von Homers Ilias, seinem Lieblingsbuche, 
welches er immer nebst dem Dolehe unter seinem Kopfkissen 
liegen hatte, und welches er als das Lehrbuch der Kriegs- 
kunst betrachtete. Als man auf dem persischen Zug unter 
der Kostbaren Beute ein präüchtiges, goldenes Kästehen des 
Darius fand, welches dem Alexander seine Freunde zu diesem 
oder jenem Gebrauche zu benutzen rieten, bestimmte er es 
dazu, seine Handschrift des Homerischen Gedichtes aufzu- 
nehmen, das er als das Köstlichste auch des köstlichsten 
Behãlters wert achtete. Mit diesem Gedichte war er besser 
bekannt als irgend jemand, und einer seiner Pädagogen, 
Lysimachos, empfahl sich ihm ganz besonders dadureb, dalss 
er sich selber Phönix, den Alexander Achilles und dessen 
Vater Peleus nannte. — Anfänglich schätzte und BLebte er 
den Aristoteles, wie er selbst sagte, nicht weniger als seinen 
Vater, weil er ihn als den Vater seines vernünftigen Lebens 
ansah; spũter aber zeigte er sich argwöhnisch gegen ihn, — 
warnum. weisls man nieht zuverlässig. Der Liebe zur Philo-
	        
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