Full text: Die europäisch-germanischen Staaten (Theil 1, Abth. 2, 1, A)

Die Wärme- und Lichtverhältniffe in Europa. 
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die kältesten -s- 15 bis -f- 10 o, in Jreland jene -s- 15, diese -j— 5 in England 
jene -j- 17 >/z bis 15, diese -j- 5 bis 0°. Im NO in Lappland, im Gebiet der 
Dwina, des Mesen und der Petschora beträgt der Wärmeunterschied 35 0 aus -j- 15" 
des wärmsten, aus — 20° des kältesten Monats; hier findet der größte Wechsel der 
Wärmegrade, der größte Gegensatz von Wärme und Kälte statt. Berghaus phps. 
Atlas V. 4. 
§. 9. Die Schneegrenze ist auch Verkündigerin der Höhen- und der Wär¬ 
meverhältnisse, findet sich in kältern Klimaten schon in geringerer, in wärmern erst in 
größerer Erhebung über dem Meeresspiegel; die meisten europäischen Gebirge liegen, 
selbst mit ihren höchsten Gipfeln unter der Schneelinie; die mittlere Dauer ihrer 
Schneebedeckung könnte mit Angabe ihrer Meereshöhe auch zu klimatischen Bestim¬ 
mungen dienen; noch fehlen aber genaue Angaben. Karpaten und Aetna ragen 
mit ihren höchsten Gipfeln in die Schneegrenze hinein, die Apenninen berühren sie fast. 
Die Sierra Nevada, die Pyrenäen, Alpen, der Kaukasus, das skandi¬ 
navische Gebirge, die Berge Islands, wahrscheinlich einige Gipfel des jX U r a l s 
ragen in die Schneeregion hinein, auf Spitzbergen senkt sich die Schneegrenze fast 
bis zum Meere hinab. — Die untere Gletscher grenze ist eine weniger sichere 
Wärmeverkündigerin, weil das Hinabsteigen der Gletscher nicht blos von den Wärme¬ 
verhältnissen, sondern auch von andern Umständen abhängig ist. 
Höhe der Schneegrenze: Sierra Nevada 10,500', Kaukasus 10,380'; Pyrenäen 
Südabhang 8600', am Nordabhang 7800'; Alpen im 8 8600 (9500), im N8200; in Deutsch¬ 
land würde sie 6000' h. sein; i>Ural 4500'; skandinavisches Geb. 60— 62 0 nördl. Br. : 4800', 
67°: 3900; 70—71°: 3300; Mageröe 71°: 2220'; Island 2880'. — Untere G let¬ 
sch er grenze: Alpen, Südabhang: 4 — 5000', Nordabhang 3 — 5000', Skandinavien unter 
60° 1000', unter 67° fast bis ans Meer, ebenso aus Island. 
§. 10. Auch der Schneefall ist nach Zeit und Dauer Verkündiger des 
Klimas; doch liegen noch wenige bestimmte Angaben aus allen Gegenden vor; die 
Aequatorialgrenze des Schneefalls in Meereshöhe läuft an den Südspitzen von Süd¬ 
europa fort, so daß Schneefall in ganz Europa stattfindet, oder stattfinden kann; im 
8 giebt es nicht selten schneefreie Winter. 
§. 11. Der Eisstand der Flüsse, der vorzüglich von Dauer und Kältegraden 
des Winters abhängt, zeigt auch eine Zunahme der Winterkältegrade von W nach O. 
Der Rhein chat durchschnittlich nur alle 2 Jahre Eisstand, sein längster Eisstand ist 
75 Tage, der mittlere Eisstand der Elbe ist 65, der längste (1804) 123 T., der 
mittlere der Oder 70 — 73, 1804 aber 147 T.; Weichsel, der mittlere 93, der 
längste 116, Memel, der mittlere 98, der längste 143 T., der mittlere der Newa 
147, der längste (1739) aber 183; Dwina, der mittlere 188— 189, der längste 
(1762 —3) aber 213 T. 
§. 12. Von großer Wichtigkeit für die Verhältnisse der Wärme sind die des 
Lichts, die Länge der längsten Tage und Nächte, die mit der größern oder 
geringern Nähe von den Polen im Zusammenhange stehen. Der Unterschied der 
längsten Tageslängen in Europa im 8 und im N ist nicht unbedeutend; während sie in 
den 3 südlichen Halbinseln 14'/2 —15'/2 stündlich ist, beträgt sie auf der skandina¬ 
vischen Halbinsel 17 — 24 Stunden, in den nördlichsten Theilen noch mehr, wodurch 
die Sommerwärmegrade erhöht, das Reifen des Getreides selbst in hohen Breiten 
möglich gemacht wird; im nördlichen Frankreich ist die Tageslänge 16, im nördlichen 
Deutschland 17, in Großbritannien 16'/2 — I8stündig; so ist im N ein größerer, im 
8 ein geringerer Wechsel von langen Tagen und Nächten.
	        
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