Full text: Gedichtsammlung für UIII bis UII der Vollanstalten oder Klasse III bis I der 6stufigen Anstalten (Teil 6, [Schülerband])

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Fischer. 
e. Ach Gott, was schlossen diese Wände 
Nicht alles ein, die ganze Welt, 
Von einem bis zum andern Ende, 
War zwischen ihnen aufgestellt. 
Im schiefen Dach das kleine Fenster 
Warf Licht in ein unendlich Land, 
Wo Räuber, Könige, Gespenster 
Das Kind in jedem Winkel fand. 
7. O könnt' ich einmal noch im Leben 
Die knarrenden Stufen da hinan, 
Die alte schwere Luke heben 
Und in der Bodenkammer dann 
Noch einmal auf dem Schaukelpferde 
Napoleon in Ägypten sein 
Und mit tyrannischer Gebärde 
Die Welt in Grund und Boden schrein! 
8. Aus manchem Sattel mußt' ich gleiten, 
Drin ich ein Feldherr mich geglaubt, 
Und mußte still zu Fuß dann schreiten, 
Ein Wandrer, den der Weg bestaubt. 
O Rößlein meiner Knabenspiele, 
Du trugst mich schlank an alle Ziele, 
Die mein Papierhelm vor sich sah — 
Ein Gertenschlag: Viktoria! 
Mit dem Leben. S. 2» ff. 
Johann Georg Fischer. 
73. Sommermorgen. 
r. Leise träumt die Sommernacht; 
Bei den kühlen Bronnen 
Hab' ich dich herangewacht, 
Erster Hauch der Sonnen. 
2. Gestern in der Abendluft, 
Als sie untergangen, 
Blieb von ihrem Gold ein Dust 
Fern im Westen hangen, 
3. Und er schwebte durch die Nacht 
Über bis zum Norden, 
Hat den Osten rot gemacht, 
Daß es Morgen worden. 
4. Perl' an Perle hängt der Tau 
Um des Grases Blüten, 
Und man sieht den Dampf der Au 
Warme Stunden brüten. 
5. Tiefer schon an Turm und Dach 
Rückt die Helle nieder, 
In den Wipfeln allgemach 
Wachen auf die Lieder. 
6. Sieh — ein Blitz am Himmel hin! 
Durch der Blätter Beben 
Zittert mir um Wang' und Kinn, 
Tag, dein Sonnenweben;
	        
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