Full text: Gedichtsammlung für UIII bis UII der Vollanstalten oder Klasse III bis I der 6stufigen Anstalten (Teil 6, [Schülerband])

Hölderlin. — Holtei. 
249 
Lebt wohl! und nimm und segne du mein 
Leben, o Himmel der Heimat, wieder! 
1801. Gedichte. S. 69. 
215. Hyperions Schicksalslicd. 
Ihr wandelt droben im Licht 
Auf weichem Boden, selige Genien! 
Glänzende Götterlüfte 
Rühren euch leicht, 
*Wie die Finger der Künstlerin 
Heilige Saiten. 
Schicksallos, wie der schlafende 
Säugling, atmen die Himmlischen; 
Keusch bewahrt 
^Jn bescheidener Knospe, 
Blühet ewig 
Ihnen der Geist, 
1799. 
Und die seligen Augen 
Blicken in stiller 
i5 Ewiger Klarheit. 
Doch uns ist gegeben, 
Auf keiner Stätte zu ruhn; 
Es schwinden, es fallen 
Die leidenden Menschen 
so Blindlings von einer 
Stunde zur andern, 
Wie Wasser von Klippe 
Zu Klippe geworfen, 
Jahrlang ins Ungewisse hinab. 
Gedichte, S. löi. 
Atarl von Holter. 
(Schlesisch.) 
216. An a Hebel. 
Dich, du seltsamer Man, hatt' ich im Sinne und Härze, 
Weil ich der wullte partu, a Briefe! wullt' ich der schreiben, 
Und da wullt' ich der schicken de ganzen schläschen Getichte; 
Wullte sprechen zu dir: „A Häbel bist de gewäsen 
'Für die Liederle hie! Denn nimmermeh hätt' ich gesungen 
In där schläschen Weise, hätt's nich alemannsche Getichte! — 
Mit a'm Stäker vo Guld hust du mer'sch Härze dergrifsen, 
Hust mer'sch ümgerührt im Leibe, hust mer'sch gebrochen, 
Hust mer'sch wieder koriert mit deinem Flasche! vull Balsam. 
^ Jemersch, o jemersch, nee, nee, was bist du doch für a Dichter! 
In däm Büchel vun dir, do findt ma alles und jedes: 
Wie in der grüßen Natur hot's Winter drinnen und Summer, 
Härbst und Fruhjohr und Laub und Blitz, Sturm, Dünner und Rügen; 
Urdenär abgemalt sein Menschen, Tiere und Wälder, 
l-'Und de Beeme, die bliehn; wie bir, su rüden de Menschen. 
Jemersch, o jemersch, nee, nee, ma kan sich nich satt ahn dir läsen!" 
Siech, das wullt' ich der sa'n, ja schreiben und wullte der'sch schicken, 
Oder nu hust d' mer dän Puffen gespielt und bist mer gesturben. 
Und wu sol ich der nu de schläschen Getichte hinschicken? 
^Jn die Stadt, wu de wohnst, do giht keene Pust und kee Fuhrmann! 
Nu, su schick' ich der nischt, du hust a so viel nich verloren.
	        
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