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war. Doch machte er sich an den letzten vom Zuge, der eben in
der Stille ausrechnete, was er an seiner Baumwolle gewinnen
könnte, wenn der Zentner um zehn Gulden aufschlüge, ergriff ihn
sachte am Mantel und bat ihn treuherzig um Entschuldigung.
„Das muß wohl auch ein guter Freund von Euch gewesen sein,"
sagte er, „dem das Glöcklein läutet, daß ihr so betrübt und nach¬
denklich mitgeht?" „Kanmtverstan," war die Antwort. Da fielen
unserem guten Tuttlinger ein paar große Tränen aus den Augen,
und es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz.
„Armer Kanmtverstan!" rief er aus. „Was hast du nun von all
deinem Reichtum? Was ich einst von meiner Armut auch bekomme:
ein Totenkleid und ein Leintuch und von all deinen schönen
Blumen vielleicht einen Rosmarin auf die kalte Brust oder eine
Raute."i Mit diesen Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn
er dazu gehörte, bis ans Grab, sah den vermeinten Herrn
Kanmtverstan hinabsenken in seine Ruhestätte und ward von der
holländischen Leichenpredigt, von der er kein Wort verstand, mehr
gerührt als von mancher deutschen, auf die er nicht achtgab.
Endlich ging er leichten Herzens mit den andern wieder fort,
verzehrte in einer Herberge, wo man deutsch verstand, mit gutem
Appetit ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm wieder ein¬
mal schwer fallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich
seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kanmtverstan
in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff und
an sein enges Grab.
29. Sln preußischer Stanöartenjunker.
Emil Fromme!, In des Königs Rock, Berlin (Wiegandt und Grieben)b, 1896, S. 82.
1. Es war im Jahre 1756. Der Siebenjährige Krieg hatte
eben begonnen. Da stellte sich eines Tages bei dem Obersten des
preußischen Kürassierregiments „Aschersleben" ein blutjunges
Bürschlein ein und trug bescheidentlich seine Bitte vor, in das
Regiment aufgenommen zu werden. Der riesige Oberst schaute
wie ein Goliath den kleinen David an, strich sich seinen großen
Schnauzbart, stemmte beide Hände in die Seiten und lachte ganz
ungeheuerlich. „Was, Er will unter meine Kürassiere?" rief der
Oberst und lachte noch einmal aus vollem Halse. „Er hat wohl
noch keinen Gaul von nahem gesehen und will mit in den Krieg
reiten?" „Halten zu Gnaden, Herr Oberst," sagte unerschrocken
das Bürschlein, „ich kann auf dem größten Gaul sitzen, ohne daß
er mich herunterkriegt." „So, wo hat Er denn das gelernt?"