Full text: Das Altertum (Bd. 1)

152 Altertum. 
der Unthätigkeit der Römer war unzweifelhaft eben ihre Unbekanntschaft 
mit den Verhältnissen der entlegenen Halbinsel, welche sicher auch die 
Hauptursache gewesen ist, weshalb Hamilkar zur Ausführung seines 
Planes Spanien und nicht, wie sonst wohl auch möglich gewesen, wäre, 
Afrika selbst erwählte. Zwar die Erklärungen, mit denen die karthagischen 
Feldherren den römischen, um Erkundigungen an Ort und Stelle einzu¬ 
ziehen, nach Spanien gesandten Kommissaren entgegenkamen, die Vor¬ 
führungen, daß alles dies nur geschehe, um die römischen Kriegskontri¬ 
butionen prompt zahlen zu können, konnten im Senat unmöglich Glauben 
finden; allein man erkannte wahrscheinlich von Hamilkars Plänen nur 
den nächsten Zweck: für die Tribute und den Handel der verlorenen 
Inseln in Spanien Ersatz zu schaffen, und hielt einen Angriffskrieg der 
Karthager und namentlich einen Angriff auf Italien von Spanien aus, 
wie das sowohl ausdrückliche Angaben als die ganze Lage der Sache be¬ 
zeugen, für schlechterdings unmöglich. Allmählich allerdings mußte die 
unbegreiflich rasche und gewaltige Ausbreitung der karthagischen Macht 
in Spanien die Aufmerksamkeit und die Besorgnisse der Römer erwecken; 
wie sie ihr denn auch in den letzten Jahren vor dem Ausbruch des Krieges 
in der That Schranken zu setzen versuchten. Um das Jahr 226 schlossen 
sie, ihres jungen Hellenentums eingedenk, mit den beiden griechischen oder 
halbgriechischen Städten an der spanischen Ostküste, Zakyuthos oder Saguut 
und Emporiü ein Bündnis, und indem sie den karthagischen Feldherrn 
Hasdrubal davon in Kenntnis setzten, wiesen sie ihn zugleich an, den 
Ebro nicht erobernd zu überschreiten, was auch zugesagt ward. Es ge¬ 
schah dies keineswegs, um einen Einsall in Italien auf dem Landweg 
zu hindern — den Feldherrn, der diesen unternahm, konnte ein Vertrag 
nicht fesseln — sondern teils um der materiellen Macht der spanischen 
Karthager, die gefährlich zu werden begann, eine Grenze zu stecken, teils 
um sich an den freien Gemeinden zwischen dem Ebro und den Pyrenäen, 
die Rom unter seinen Schutz nahm, einen sicheren Anhalt zu bereiten 
für den Fall, daß eine Landung und ein Krieg in Spanien notwendig 
werden sollte. Für den bevorstehenden Krieg mit Karthago, über dessen 
Unvermeidlichst der Senat sich nie getäuscht hat, besorgte man von den 
spanischen Ereignissen schwerlich größere Nachteile, als daß man genötigt 
werden könne, einige Legionen nach Spanien zu senden, und daß der 
Feind mit Geld und Soldaten etwas besser versehen sein werde, als er 
ohne Spanien es gewesen wäre — war man doch fest entschlossen, wie 
der Feldzugsplan von 218 beweist, und wie es auch gar nicht anders sein 
konnte, den nächsten Krieg in Afrika zu beginnen und zu beendigen, wo¬ 
mit dann über Spanien zugleich entschieden war. Dazu kamen in den 
ersten Jahren die karthagischen Kontributionen, welche die Kriegserklärung 
abgeschnitten hätte, alsdann der Tod Hamilkars, von dem Freunde und
	        
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