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im Bett ausschlief, hatte ihn diese Nacht auf der Bank in der Wirtsstube
ausgeschlafen und erwachte im Augenblick, in dem Provi auf die Schwelle
trat und rief: „Mei Müalch!“
Was sagte der Lacel? Was wollte er? Schober dehnte und redte
sich. Ein verflucht kantiges Lager hatte er gehabt, seine Glieder schmerzten
ihn, und seine Laune war schlecht. Der grobe Klotz Provi fand heute
an ihm einen harten Keil. „Nicht zu verlangen, zu bitten hast, du Lump!
Kannst nicht bitten?“
Der Junge riß die farblosen Augen auf, sein schmales Gesicht wurde
noch länger als sonst, der große, blasse Mund verzog sich und
sprach: „Na!“
Die Früchte, die ihm dieses Wort eintragen sollte, reiften sogleich.
Schober sprang auf ihn zu, verabreichte ihm sein Frühstück in Gestalt
einer tüchtigen Tracht Prügel und warf ihn zur Tür hinaus. Solche
kleine Zwischenfälle machten aber keinen Eindruck auf den Jungen. Wie
alltäglich fand er sich am nächsten Morgen wieder ein und forderte in
gewohnter Weise „seine“ Milch. Die Wirtin gab sie ihm, aber eine
gute Lehre dazu:
„Du mußt bitten lernen, Bub, weißt? — Bitten. Bist schon alt
genug, bist g'wiß — ja, wenn man bei dir nur was g'wiß wüßt'! —
g'wiß schon vierzehn! Also merk dir, von morgen an: wenn's kein
Bitten gibt, gibt's keine Milch.“ Sie blieb dabei, ob es ihr auch schwer
wurde. Wie schwer, sah Provi wohl, und es war ihm ein Genuß, eine
Befriedigung seiner Lumpeneitelleit. Ihm, dem Ausgestoßenen, dem
Namenlosen, war Macht gegeben, der reichsten Frau im ganzen Orte
Stunden zu trüben und die Laune zu verderben. Sie blickte ihm mit
Bekümmernis nach, wenn er ohne Gruß an ihrer Tür vorüberging zur
Arbeit in den Steinbruch.
Dort taglöhnerte er jeßt beim Wegemacher, der ihn in Kost ge—
nommen und ihm ein Obdach im Ziegenstall gegeben hatte. Der Wege—
macher brauchte nicht, wie die andern Leute, den Umgang mit Provi
für seine Kinder zu fürchten. Die fünf Wegemacherbuben konnte der
Auswürfling nichts Böses lehren, sie wußten ohnehin schon alles und
waren besonders Meister in der Tierquälerei. Die Ziegen, Kaninchen,
die Hühner, die ihnen untertan waren, und der Haushund, die unglück—
liche Spitzin, gaben Zeugnis davon, ihre Narben erzählten davon und
ihre beschädigten Beine und ihre gebrochenen Flügel. Provi fand sein
Ergötzen an dem Anblick der Roheit, den er jetzt stündlich genießen