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das Schwert sehr. Regin mahnte ihn nun, seine Verheißung zu er—
füllen und Fafnir zu töten. Siegfried aber erwiderte: „Wir werden
es erfüllen; doch zuvor etwas anderes. Laut würden Hundings Söhne
lachen, wenn mich, einen Königssohn, mehr verlangte nach roten Gold—
ringen als nach Blutrache für meinen Vater Siegmund, den sie mir
erschlagen haben.“
Bald darauf trat Siegfried zu König Alf und Helferich und bat
sie, ihm zu helfen, an den Hundingen Rache zu nehmen für Sieg—
mund, seinen Vater. Sie gewährten seine Bitte und rüsteten ihm ein
gewaltiges Heer und viele Schiffe. Siegfried selbst steuerte den
„Drachen“, das beste und größte Schiff. Auf der See überfiel sie
gewaltiger Sturm; doch Siegfried ließ die Segel nicht einziehen, sondern
gebot, sie noch höher zu stellen. Als sie an eine Bergesspitze heran—
trieben, rief sie ein alter Mann an: „Wer reitet dort auf Segel—
pferden über hohe Wogen und brausendes Meer? Schweißbedeckt
sind die Wogenmähren (Schiffe), nicht werden sie dem Wind wider—
stehen.“ Regin nannte ihre Namen. Da bat sie der Alte, der sich
Nikar“) nannte, ihn mitzunehmen. Kaum hatten sie ihn in ihr Schiff
aufgenommen, da legte sich der Sturm, und glücklich gelangten sie
ins Land der Hundinge. Dort entschwand der Alte ihren Blicen.
Mit Feuer und Schwert wüteten sie im Lande der Hundinge. Flücht—
linge sagten König Lyngi an, Siegfried, der Wölsung, sei ins Land
gefallen und fahre mit größerer Wut einher, als man je erlebt habe.
Lyngi sammelte alle seine Scharen, gar ein großes Heer, und zog
Siegfried entgegen zum Kampfe. Da erhob sich eine fürchterliche
Schlacht. Siegfried drang, das Schwert Gram. in der Hand, vor
bis zu dem Banner der Feinde: links und rechts hieb er Mann und
Roß nieder: nicht Helm noch Panzer hielt seinen Hieben stand, und
blutig waren seine beiden Arme bis zur Achsel. Dem König Lyngi
hieb er mit einem Schlage durch Helm und Haupt und gepanzerten
Leib, einen seiner Brüder spaltete er in zwei Stücke und tötete dann die
übrigen Hundinge. Nachdem Siegfried einen so glänzenden Sieg er—
rungen hatte, fuhr er mit reicher Beute und großem Ruhme heim.
Dem Sieger zu Ehren veranstalteten Alf und Helferich glänzende
Gastmähler.
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*) Nikar GGnikar) ist Beiname Odins als Gottes der Seefahrt.