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fremde Dienst habe, ist mir rätselhaft geblieben; nur deutet das
Bild der Göttin selbst, in Gestalt einer Liburne, auf einen vom Aus—
land eingeführten Kultus. Im übrigen entspricht es nicht ihrer An—
schauung von der Hoheit der Himmlischen, sie zwischen Mauern ein—
zusperren oder von ihnen Bilder mit menschlichen Zügen zu machen.
Wälder und Haine sind ihre Tempel, und unter den Namen ihrer
Götter rufen sie jene unerforschliche Macht an, welche einzig in der
Anbetung sich ihnen offenbart.
6. Weissagung.
Auf Zeichendeutung und Lose halten sie so viel als nur irgendein
Volk. Das Verfahren beim Losen ist einfach. Der Zweig eines
Fruchtbaumes wird in kleine Stüde geschnitten und diese, mit ge—
wissen Zeichen versehen, werden aufs Geratewohl über ein weißes Tuch
hingeworfen. Dann spricht bei einer öffentlichen Beratung der Priester,
bei einer Privatangelegenheit der Familienvater ein Gebet, hebt unter
Anblick zum Himmel drei Reiser nacheinander auf und gibt sodann aus
den eingeschnittenen Zeichen seine Deutung. Sind sie ungünstig, so
kommt für den laufenden Tag dieselbe Sache nicht weiter in Beratung;
wenn günstig, so ist immer noch die Bestätigung durch Wahr—
zeichen erforderlich. Von diesen ist die Deutung des Flugs und
Geschreis der Vögel auch dem Germanen bekannt; eigentümlich
aber ist ihm die Weissagung und Mahnung durch das Pferd.
In den oben erwähnten Hainen und Gehölzen werden auf Ge—
meindekosten weiße, durch leine irdische Arbeit entweihte Rosse ge—
halten; diese, vor den heiligen Wagen geschirrt, begleitet der Priester
mit dem König oder dem sonstigen Oberhaupt der Gemeinde und
beobachtet das Wiehern und Schnauben der Tiere. Und kein Vorzeichen
gilt für so zuverlässig, nicht allein beim Volke, sondern auch bei den
Häuptlingen und Priestern. Denn diese betrachten sich selbst nur als
Diener, jene Tiere als Vertraute der Götter. Noch gibt es eine
dritte Art prophetischer Deutung, wodurch der Ausgang eines
schweren Krieges vorher erkundet wird. Man sucht sich aus dem
Volle, mit welchem man in Krieg begriffen, auf irgendeine Weise
einen Gefangenen zu verschaffen und läßt ihn mit einem aus—
erlesenen Krieger des eigenen Volkes, jeden in seiner Landesrüstung,
streiten. Der Sieg des einen oder des andern wird als Vorbedeutung
für den ganzen Krieg genommen.