Full text: [Teil 7, [Schülerband]] (Teil 7, [Schülerband])

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Lande erzeugt, das Erworbene im Lande behalten, zugleich auch die 
Einwohnerzahl soviel als möglich vermehrt würde. In jeder Weise 
und mit Aufopferung der größten Lummen, sowie durch hohe Be¬ 
steuerung der fremden Waren suchte er neue Unternehmungen solcher 
Rrt zu unterstützen und hatte sich, wenigstens im einzelnen, manches 
glücklichen Erfolges zu erfreuen, vorzügliches Gedeihen hatte die große 
Porzellanfabrik von Berlin, deren Erzeugnisse bald denen der säch¬ 
sischen Fabriken zur Leite standen. Friedrich hatte für diese por¬ 
zellanarbeiten eine besondere Liebhaberei; die Fabrik in Aufnahme 
zu bringen, ließ er in ihr große Tischservice anfertigen und bediente 
sich dieser zu Geschenken. Ebenso war Friedrich fort und fort be¬ 
müht, auch den Handel wie alle Zweige des Erwerbes durch ver¬ 
schiedene Einrichtungen zu fördern, namentlich durch die vermehrte 
Unlage bedeutender Wasserstraßen, unter denen besonders der Brom¬ 
berger Kanal, der die Oder mit der Weichsel verbindet, von Be¬ 
deutung ist. 
Mit höchstem Eifer aber sorgte Friedrich bis an den Übend seines 
Lebens für eine umfassende und parteilose Rechtspflege. Zeine landes¬ 
väterliche Lorgfalt trieb ihn, sich gerade seiner niedriggestellten Unter¬ 
tanen gegen die höheren, bei denen möglicherweise mancherlei Einfluß 
auf das richterliche Urteil vorausgesetzt werden konnte, vorzugsweise 
anzunehmen; jedem seiner Untertanen hatte er es freigestellt, sich un¬ 
mittelbar an ihn zu wenden. Dies gab ihm das innigste Zutrauen von 
seiten des Volkes. 
Immer stiller ist es in Lanssouci geworden. Das heitere Ge¬ 
spräch, das einst von Geist und Laune übersprudelte, ist allgemach 
verhallt; Flöte und Laitenspiel erklingen schon geraume Zeit nicht 
mehr in den Räumen, die ihnen gewidmet waren. Uber eins schwindet 
nicht; eins ist es, was diesen unbesieglichen Geist trotz aller Ent¬ 
behrungen, trotz all der Last, mit der Rlter und Rrankheit den Körper 
drücken, immer aufs neue frisch und jugendlich macht: es ist die un¬ 
ausgesetzte Beschäftigung mit der Wissenschaft. Fort und fort saugt er 
wie in den Zeiten des jugendlichen Wissensdranges neue, lebenskräftige 
Nahrung aus den Lchriftwerken des griechischen und römischen Rlter- 
tums und aus denen, welche die Heroen der französischen Literatur 
hinterlassen haben. Leine Begeisterung bleibt immer neu, mit immer 
wiederkehrender Liebe erfreut und erwärmt er sich an den Lchönheiten, 
durch die ihm einst das Rüge geöffnet ward. Ruch die eigene geistige 
Tätigkeit rastet nicht; eine große Rnzahl von den Erzeugnissen seiner 
Feder gehört dieser späteren Periode seit dem Ende des Liebenjährigen 
Krieges an. Lchon unmittelbar nach dem Kriege hatte er die Ge¬ 
schichte desselben gearbeitet; dann hatte die Geschichte der Teilung 
von Polen und die des Bayrischen Erbfolgekrieges ebenfalls Rnlaß zu 
historischer Darstellung gegeben, so daß wir, neben der Geschichte von
	        
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