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Lande erzeugt, das Erworbene im Lande behalten, zugleich auch die
Einwohnerzahl soviel als möglich vermehrt würde. In jeder Weise
und mit Aufopferung der größten Lummen, sowie durch hohe Be¬
steuerung der fremden Waren suchte er neue Unternehmungen solcher
Rrt zu unterstützen und hatte sich, wenigstens im einzelnen, manches
glücklichen Erfolges zu erfreuen, vorzügliches Gedeihen hatte die große
Porzellanfabrik von Berlin, deren Erzeugnisse bald denen der säch¬
sischen Fabriken zur Leite standen. Friedrich hatte für diese por¬
zellanarbeiten eine besondere Liebhaberei; die Fabrik in Aufnahme
zu bringen, ließ er in ihr große Tischservice anfertigen und bediente
sich dieser zu Geschenken. Ebenso war Friedrich fort und fort be¬
müht, auch den Handel wie alle Zweige des Erwerbes durch ver¬
schiedene Einrichtungen zu fördern, namentlich durch die vermehrte
Unlage bedeutender Wasserstraßen, unter denen besonders der Brom¬
berger Kanal, der die Oder mit der Weichsel verbindet, von Be¬
deutung ist.
Mit höchstem Eifer aber sorgte Friedrich bis an den Übend seines
Lebens für eine umfassende und parteilose Rechtspflege. Zeine landes¬
väterliche Lorgfalt trieb ihn, sich gerade seiner niedriggestellten Unter¬
tanen gegen die höheren, bei denen möglicherweise mancherlei Einfluß
auf das richterliche Urteil vorausgesetzt werden konnte, vorzugsweise
anzunehmen; jedem seiner Untertanen hatte er es freigestellt, sich un¬
mittelbar an ihn zu wenden. Dies gab ihm das innigste Zutrauen von
seiten des Volkes.
Immer stiller ist es in Lanssouci geworden. Das heitere Ge¬
spräch, das einst von Geist und Laune übersprudelte, ist allgemach
verhallt; Flöte und Laitenspiel erklingen schon geraume Zeit nicht
mehr in den Räumen, die ihnen gewidmet waren. Uber eins schwindet
nicht; eins ist es, was diesen unbesieglichen Geist trotz aller Ent¬
behrungen, trotz all der Last, mit der Rlter und Rrankheit den Körper
drücken, immer aufs neue frisch und jugendlich macht: es ist die un¬
ausgesetzte Beschäftigung mit der Wissenschaft. Fort und fort saugt er
wie in den Zeiten des jugendlichen Wissensdranges neue, lebenskräftige
Nahrung aus den Lchriftwerken des griechischen und römischen Rlter-
tums und aus denen, welche die Heroen der französischen Literatur
hinterlassen haben. Leine Begeisterung bleibt immer neu, mit immer
wiederkehrender Liebe erfreut und erwärmt er sich an den Lchönheiten,
durch die ihm einst das Rüge geöffnet ward. Ruch die eigene geistige
Tätigkeit rastet nicht; eine große Rnzahl von den Erzeugnissen seiner
Feder gehört dieser späteren Periode seit dem Ende des Liebenjährigen
Krieges an. Lchon unmittelbar nach dem Kriege hatte er die Ge¬
schichte desselben gearbeitet; dann hatte die Geschichte der Teilung
von Polen und die des Bayrischen Erbfolgekrieges ebenfalls Rnlaß zu
historischer Darstellung gegeben, so daß wir, neben der Geschichte von