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III. Die Hohenstaufen.
§ 64. Der Kreuzzug (1228—1229). Trotzdem unternahm Friedrich
im folgenden Jahre die Fahrt. Er kam aber, um als Gemahl der Tochter
des letzten Königs von Jerusalem das Königreich für sich selbst zu er-
oberu. Ohne Kriegstaten gewann er Jerusalem und die alte Pilgerstraße
von der Küste nach den heiligen Stätten durch Unterhandlungen mit dem
Sultan von Ägypten. Von unermeßlichem Jubel empfangen, zog er in
Jerusalem ein und setzte sich in der Kirche des Heiligen Grabes die Königs-
kröne auf. Nach seiner Rückkehr nach Unteritalien schloß er mit dem
Papste Frieden.
§ 65. Die letzten Kämpfe Friedrichs. Nachdem er im Königreich
Sizilien eine vorzügliche Ordnung des Staatswesens eingeführt
hatte, wurde er durch den Abfall seines Sohnes Heinrich nach Deutsch-
laud gerufen. Ohne Heer kam er an, setzte ihn ab und erhob Kon-
rad, seinen zweiten Sohn, zum König. Den Fürsten erteilte er da¬
mals so große Rechte, daß sie fortan fast unabhängig wurden, auch
erließ er Gesetze zur Ausrechterhaltung des Landfriedens. Es find
die ersten Gesetze, die in deutscher Sprache ausgeschrieben wor-
den sind.
Nach kurzem Aufenthalt ging er nach Oberitalien, um die lombar¬
dischen Städte dem Reiche wieder zu unterwerfen. Darüber brach ein
langwieriger Krieg mit ihnen ans, mit dem sich der letzte große Kampf
Mischen Papsttum und Kaisertum verflocht. Friedrich errang große Er-
folge; er besiegte die Mailänder bei Kortennova und demütigte viele
Städte; da er aber übergroße Forderungen stellte, beharrten die anderen in
ihrem Widerstand. Gregor IX. verbündete sich mit ihnen, bannte den Kaiser
und berief ein Konzil nach Rom, um ihn abzusetzen. Viele hohe Geistliche
versammelten sich in der kaiserfeindlichen Stadt Genua, von wo sie zu
Schiffe nach Rom fuhren, da der Landweg ihnen versperrt war. Aber
die^ Flotte wurde unterwegs von einer kaiserlichen angegriffen, viele
Bischöfe wurden gefangen genommen, und das Konzil kam nicht zustande.
Auf Gregor folgte Innozenz IV., der sich vornahm, den großen Kampf
mit dem Kaisertum bis zum Ende durchzufechten. Da er in Rom auf
allen Seiten von Friedrichs Macht eingeschlossen war, flüchtete er nach
Short und berief eine große Kirchen Versammlung (1245). Hier
erhob er die schwersten Anklagen gegen den Kaiser. Umsonst versuchte
dessen Gesandter seinen Herrn zu verteidigen, Friedrich wurde gebannt,
abgesetzt, aller fetner Kronen für verlustig erklärt und die Untertanen von
dem Treueid, den sie ihm geschworen hatten, losgesprochen. Aber seine
Stellung wurde durch diesen Urteilsspruch nicht erschüttert. Zwar wurde
in Deutschland ein Gegenkönig aufgestellt, und der Bürgerkrieg entbrannte,
doch behauptete sich Kourad. Auch in Italien traf ein schwerer Schlag
den Kaiser, als seine Lagerstadt Vittoria vor der Stadt Parma erstürmt
nnd in Brand gesteckt wurde. Noch schmerzlicher mußte es ihn berühren,
daß sein vertrautester Ratgeber, der Kanzler Petrus de Viuea, in den