Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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man war ihrer immer wieder Herr geworden, und die furchtbarsten 
Strafen hatten die Teilnehmer getroffen. Aber dennoch ging die 
Furcht vor einer allgemeinen Erhebung der Bauernschaft schon am 
Ende des fünfzehnten Jahrhunderts wie ein drohendes Gespenfst durch 
das ganze Reich. Heinrich Rückert. 
41. Wilhelm von Oranien. 
Wilhelm J. Prinz von Oranien, stammte aus dem deutschen 
Fürstenhause Nassau, welches schon acht Jahrhunderte geblüht, mit dem 
österreichischen eine zeitlangg um den Vorzug gerungen und dem 
deutschen Reiche einen Kaiser gegeben hatte. Außer verschiedenen reichen 
Ländereien in den Niederlanden, die ihn zu einem Bürger dieses Staates 
und einem gebornen Vasallen Spaniens machten, besaß er in Frank— 
reich noch das unabhängige Fürstentum Oranien. Wilhelm ward im 
Jahre 1533 zu Dillenburg in der Grafschaft Nassau von einer Gräfin 
Stolberg geboren. Sein Vater, der Graf von Nassau, desselben Namens, 
hatte die protestantische Religion angenommen, worin er auch seinen 
Sohn erziehen ließ; Karl V. aber, der dem Knaben schon frühzeitig 
wohl wollte nahm ihn sehr jung an seinen Hof und ließ ihn in der 
römischen aufwachsen Dieser Monarch, der in dem Kinde schon den 
künftigen großen Mann erkannte, behielt ihn neun Jahre um seine 
Person, würdigte ihn seines eigenen Unterrichts in Regierungsangelegen⸗ 
heiten und ehrte ihn durch ein Vertrauen, welches über seine Jahre 
ging. Ihm allein war es erlaubt, um den Kaiser zu bleiben, wenn 
er fremden Gesandten Audienz gab — ein Beweis, daß er als Knabe 
schon angefangen haben mußte, den ruhmvollen Beinamen des Ver— 
schwiegenen zu verdienen. Der Kaiser errötete sogar nicht, einmal 
öffentlich zu gestehen, daß dieser junge Mensch ihm öfters Anschläge 
gebe, die seiner eigenen Klugheit würden entgangen sein. Welche Er⸗ 
wartungen konnte man nicht von dem Geiste eines Mannes hegen, 
der in einer solchen Schule gebildet war! 
Wilhelm war dreiundzwanzig Jahre alt, als Karl V. seine 
Regierung niederlegte, und hatte schon zwei öffentliche Beweise der 
höchsten Achtung von ihm erhalten. Ihm übertrug er, mit Ausschließung 
aller Großen seines Hofes, das ehrenvolle Amt, seinem Bruder Ferdinand 
die Kaiserkrone zu überbringen. Als der Herzog von Savoyen, der 
die kaiserliche Armee in den Niederlanden kommandierte, von feinen 
eigenen Landesangelegenheiten nach Italien abgerufen ward, vertraute 
der Kaiser ihm den Oberbefehl über diese Truppen an, gegen die Vor— 
stellungen seines ganzen Kriegsrates denen es allzu gewagt schien, 
den erfahrenen französischen Feldherren einen Jüngling entgegenzusetzen 
Abwesend und von Niemand empfohlen, zog ihn der Monarch der 
lorbeervollen Schaar seiner Helden vor und der Ausgang ließ ihn 
seine Wahl nicht bereuen n 13119 
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