Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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war eben entscheidend, ihre Interessen und die Interessen der deutschen 
Nation bald und allmählich mit überwältigender Kraft zusammen. Auf 
die geographische Lage ihres Hauptlandes im Norden, von wo aus sie, 
nach allen Seiten sich vergrößernd, vordrangen, möchten wir ein 
besonderes Gewicht gelegt haben. Von der niederdeutschen Ebene aus 
allein konnte, wenn es je geschehen sollte, auf das übrige Deutschland 
ein herrschender und einigender Einfluß geübt werden. Von dort aus 
ließ sich zugleich die Ost- und die Nordsee erreichen und in dieser 
Richtung früher oder später die Position gewinnen, ohne welche die 
Gründung einer wirklichen deutschen Macht undenkbar war. Genug, 
die Hohenzollern wuchsen, sich ausdehnend, in das Reich hinein, und 
es war von Bedeutung, daß sie bald nicht bloß der Weichsel, sondern 
auch dem Rheine sich näherten, und die Elbe und Oder durch ihre 
Gebiete strömten. So bildete sich hier im deutschen Norden ein deutscher 
Staat, der, während das Reich der Ohnmacht verfiel, bald die Kraft 
in sich verspürte, sich auf eigene Füße zu stellen und den Nachbarstaaten 
gegenüber eine selbständige Haltung einzunehmen. Hiebei war es 
von besonderer Bedeutung, daß der Geist, mit dem die Hohenzollern 
diese Gebiete beherrschten und erfüllten, ein dem echten Genius der 
Nation verwandter war. Im Gegensatz zu dem im übrigen Deutsch— 
land fast überall noch blühenden mittelalterlich feudalen oder, wenn 
es hoch ging, rohen patrimonialen Ordnungen und Unordnungen, 
bekannten sich dieselben zu einem höheren Princip, dem des reifenden, 
modernen Staates, der die getrennten Elemente einheitlich zusammen— 
faßt und das Wohl der Dynastie von dem Vorteile des gemeinen 
Wesens nicht mehr zu trennen weiß, für dessen Kräftigung und Ent— 
wickelung eben darum alles aufgeboten wird. 
Ein charakteristischer und bedeutsamer Zug in der Politik der 
Hohenzollern, den auch wir nicht übergehen dürfen, ist oft genug her— 
vorgehoben worden. Alle übrigen Staatswesen im deutschen Reiche 
trugen ein ausschließlich konfessionelles, katholisches oder protestantisches 
Gepräge. Es liegt auf der Hand, daß ein Staat, der eine große 
Stellung anstrebte und von dem einmal die Neugestaltung Deutsch— 
lands ausgehen sollte, unmöglich an dieser Einseitigkeit festhalten durfte, 
nachdem doch im Reiche die verschiedenen Bekenntnisse zu Recht bestanden 
und zugleich oft durcheinander wohnten. Da hat denn die Staats— 
kunst der Hohenzollern zum ersten Male und kraft dem zutreffenden 
Vorgefühle ihrer Aufgabe mit jener Einseitigkeit gebrochen und auf 
einen höheren Standpunkt, der allein zum Heile führen konnte, zu der 
aufrichtigen Anerkennung der verschiedenen Bekenntnisse innerhalb eines 
und desselben Staates, sich erhoben. 
Im engsten Zusammenhang mit jener Richtung auf Wachstum 
und Ausdehnung der hohenzollern'schen Schöpfung steht die besondere 
Wehrhaftigkeit derselben, die Aufstellung einer imponierenden Truppen— 
macht, die diesem Staatswesen sein bleibendes militärisches Gepräge
	        
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