Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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vor seiner Gewalt des Geheimnisses, Riegel springen und die Leidenschaft 
bezwungen in ihre Fessel zurückkehrt. Man sehe es, wenn es im Löwen— 
zorn aus seiner Höhle tritt und den Feind durchbohrt, oder wenn es 
begeistert, wie ein überirdischer Strahl zum Himmel fliegt, oder wenn 
es vom Schmerz ergriffen zurücksinkt in sein eigenes Dunkel und in 
dem heiligen Quell der Thränen die Schuld des eigenen wie fremden 
Herzens sühnt. Gewiß, das ist das Mysterium des Geistes selbst; 
das hat kein Tierauge, auch das schönste nicht, und man begreift wohl, 
was die Jäger vom Blicke selbst des sterbenden Wildes erzählen, daß 
es seinem vernunftbegabten Töter zu sagen scheine: es verstehe zwar 
nicht, aber es ahne die geisterhafte Tiefe des menschlichen Wesens. 
Aber auch das Auge ist noch nicht die höchste der leiblichen Gaben, 
denn dafür kann nur die Sprache anerkannt werden. Sprechen kann 
allein der Mensch, weil allein er denkt. Diese wunderbare Gabe wirkt 
immer überwältigend, mag sie nun im stammelnden Schmeichellaut des 
Kindes oder im erhabenen Donner des Redners sich kundgeben, folge 
das Wort leisen Schrittes dem Zuge der Betrachtung, oder richte es 
sich auf zum melodischen Tanze des Gesanges. In dem Zauberkreise 
der Sprache liegen die bewegenden Fäden, welche von dem Herrscher 
der Erde ausgehen über das ganze Gebiet der Sichtbarkeit. Denn die 
ganze Erde ist dem Menschen überwiesen. Das Tier ist an eine be— 
stimmte, jetzt engere, jetzt weitere Zone gebunden; aber der Mensch 
setzt überall hin den freien Stab, und es ist keine Stelle auf der 
Erde, auf der er nicht den Herd sich gründen, die er nicht als Heimat 
lieben könnte. Wo es auch sei, nie verlassen ihn jene Kräfte seiner 
Natur, die auch in dem Pescheräh des Feuerlandes noch das Siegel 
seiner göttlichen Abkunft zeigen. So erscheint der menschliche Leib in 
der That als ein Mikrokosmus, als ein Abglanz und Ebenbild dessen, 
von dem alles Sein ausgegangen. 
Aber allerdings tritt die Menschengestalt nicht überall in dieser 
vollendeten und geistverklärten Schönheit entgegen, und die Wissenschaft 
hat sich selbst genötigt gesehen, gewisse Urformen, Rassen des Menschen— 
geschlechts zu unterscheiden, in denen jenes Ideal bald mehr, bald 
weniger erkennbar wird. 
Unter diesen nimmt der kaukasische entschieden die erste Stelle ein 
Er ist der eigentlich geschichtliche, der erdbeherrschende Stamm. Ur— 
sprünglich vielleicht an den Küsten des schwarzen und des Mittel— 
meeres heimisch, hat er sich über ganz Europa, über Nordafrika, über 
Arabien, Persien, Indien und einen großen Teil der neuen Welt aus— 
gebreitet, überall Gesittung pflanzend und pflegend. Denn Alles, was 
die Menschheit in Wissenschaft und Kunst geleistet, ist Werk dieses 
rastlosen Denker- und Bildnerstammes; von ihm sind alle herrschenden 
Religionen ausgegangen, und ein wirkliches Staatsleben hat sich immer 
nur bei kaukasischen Völkern entwickelt. Die Verzweigungen seines 
Typus sind zahlreicher und prägen sich ungleich individueller aus als
	        
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