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das weittönende, rauhe Klaggeschrei, welches er während derselben aus—
stößt. Beide Geschlechter beteiligen sich am Brüten. Sind etwa ein
Dutzend Eier gelegt, so beginnt der Vogel das Geschäft, indem er mit
gespreizten, nach vorn gestreckten Beinen niederhockt. Nur in der
heißesten Tageszeit verläßt er wohl einmal das Nest, um Nahrung zu
fuchen, und vielleicht gab dies Anlaß zu dem Glauben, der Strauß
vertraue die Ausbrütung seiner Eier der Sonne, ein Glaube, der
nicht weniger unbegründet ist, als was über die Gleichgültigkeit des
Vogels gegen die junge Nachkommenschaft erzählt wird. Die Sorg⸗
samkeit des Straußes für Eier und Junge ist im Gegenteil sehr groß,
und er entwickelt in Verteidigung und Schützung derselben ebenso viel
Mut als List. Gewahrt er brütend einen Menschen, so senkt er, weit
entfernt, vom Neste zu weichen, den langen Hals bis zum Boden herab,
um sich zu verbergen. Wird er samt der Brut verfolgt, so entflieht
diese unter Führung der Henne, während der männliche Vogel durch
Kreisläufe, plötzliches Niederstürzen und ähnliche seltsame Kunstgriffe
die Aufmerksamkeit der Jäger abzulenken sucht. Beweis genug, daß
wenigstens der Instinkt der Elternliebe dem Vogel ersetzt, was ihm
an wirklicher Klugheit abgehen mag. Die Dauer der Brutzeit wird
im Durchschnitt auf 38 Tage geschätzt. Aber trotz dieser langen
Frist gelangen von der Menge der gelegten Eier selten mehr als 30
bis 35 zur Entwickelung. Einen beträchtlichen Teil giebt der Strauß
selbst preis. Diese Eier liegen außerhalb des Nestes zerstreut und
dienen vielleicht den Küchlein zur Nahrung, so lange dieselben noch
außer Stande sind, härtere Stoffe zu sich zu nehmen. Man würde
in dieser Erscheinung eine nicht minder wunderbare Fürsorge der
Natur zu erkennen haben, als in der eigentümlichen Bedeckung, durch
welche das Straußjunge geschützt wird. Denn statt des Gefieders,
welches sich erst nach zwei Monaten entwickelt, umhüllt eine derbe,
stachlichte Haut igelartig den Körper und schützt ihn so vor der
Schärfe der Kiesel, wie vor den Dornen der Wüstengewächse. Zugleich
dient ihre bräunliche Erdfarbe, sie dem Auge zu verbergen. Andersson
erzählt, selbst wenn die jungen Tiere vor seinen Füßen umhergelaufen
seien, habe er kaum vermocht, sie vom Sandgeröll der Steppe zu unter—
scheiden.
Das Fleisch des jungen Vogels ist nicht unschmackhaft, das des
alten lederzäh und von widerlich schwarzer Farbe. Es verlangte
daher geringe Enthaltsamkeit, wenn das Gesetz dem Inden diesen
Genuß als einen ‚unreinen“ verbot. Doch essen die ostafrikanischen
Völkerschaften das Fleisch des Straußes mit großer Gier, und wie
uͤbersättigung so ost zu rohen Gelüsten zurückkehrt, so scheinen auch
die Römer, diese größten Feinschmecker der Welt, solcher Barbaren—
speise nicht abhold gewesen zu sein. Vopiscus erzählt, daß der Kaiser
Firmus, gleich groß durch seine Thaten auf dem Amboß wie auf dem
Teller, in eigener Person einen ganzen Strauß und zwar in einer