Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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geradeaus gerichtetem Laufe davoneilt. Darauf beruht ihre Verfolgung. 
Etwa fünf Reiter stellen sich in Zwischenräumen von je einer Meile 
neben dem Wege auf, den der Strauß mutmaßlich einschlägt. Sobald 
der erste eine Meile weit den Vogel verfolgt hat, jagt der zweite in 
gleichem Galopp der Spur des Flüchtigen nach; ihm folgt der dritte, 
der vierte, und so wird denn wohl der letzte Reiter Sieger über das 
atemlos gehetzte Wild. Ein sicher geführter Streich mit dem „Scham— 
bock“ zerschmettert den durch kein Gefieder geschützten Kopf. Mit einem 
Klageschrei endet er; nur das Weibchen fällt lautlos nieder. Aber nicht 
jedesmal ist der Sieg so leicht, nicht bloß weil sich der Strauß gegen 
den Reiter zu verteidigen sucht, sondern weil auch geübte Jagdpferde 
scheuen und den Reiter gefährden, wenn plötzlich das kolossale Tier 
zusammenstürzt und zuckend mit Flügeln und Füßen den Boden schlägt. 
Andere Jagden, bei denen der Jäger in einer Straußmaske den Vogel 
beschleicht, oder ihm Schlingen legt u. s. w., kannten schon die Griechen 
und Römer. Der Strauß ist leicht zähmbar, erscheint aber im ge— 
zähmten Zustande langsam, geistesträg und dumm. Man hat dies für 
seinen natürlichen Charakter gehalten. Schon im Hiob heißt es: „Gott 
hat ihm die Weisheit genommen, und Verstand hat er ihm nicht ge— 
geben.“ Aber der Schiffer der Wüste, der in schrankenloser Freiheit 
ganze Länderstrecken durcheilt, und der im engen Pferch geschlossene 
Hausvogel müssen wohl zwei sehr verschiedene Geschöpfe sein. 
Masins. 
8. Die Webervögel. 
Wenn die farbenprächtigen Vögel der Tropen von vornherein nach 
verschiedenen Seiten hin unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen 
und von mannigfachen Gesichtspunkten aus unsern Beifall finden, so 
bedarf es doch bei vielen, um sie nach ihrem vollen Werte schätzen zu 
können, einer gründlichen Kenntnis ihrer wechselreich verschiedenen 
Eigentümlichkeiten; dies trifft vorzugsweise bei einer Unterfamilie der 
allbekannten Finkenvögel zu, welche man um ihrer absonderlichen Thätigkeit 
willen mit der Bezeichnung Webervögel belegt hat. 
Sie sind sämtlich Bewohner heißer Himmelsstriche und bilden 
einerseits in ihrer eigenartigen, größtenteils farbenreichen Erscheinung 
und andererseits in ihrem wirklich bewunderungswürdigen Nestbau ein 
vorzugsweise charakteristisches Merkmal tropischer Landschaften; doch 
beschränkt sich ihre Verbreitung nur auf die beiden Weltteile Afrika 
und Asien. In der Gestalt, dem Körperbau, der Befiederung, sodann 
auch fast in der ganzen Lebensweise, der Ernährung u. s. w. gleichen 
sie unsern einheimischen Finken, und eine kleine Gruppe unter ihnen 
zeigt sich unsern Sperlingen in allem äußerst ähnlich. Ihre Größe 
wechselt etwa von der des Zeisigs bis zu der einer Drossel. Die erste 
absonderliche Eigentümlichkeit aber, welche uns an ihnen ins Auge
	        
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