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öffentlichen Festspielen und in Sparta die Ehre hinzukam, in unmittelbarer
Nähe des Königs in der Schlacht fechten zu dürfen, hatte es aber
nicht sein Bewenden Schon zu Solons Zeiten wurden den olympischen
Siegern 500 Drachmen (125 Thlri) aus dem Staatsschatze als Prämie
gereicht. Hierzu kamen auch noch lebenslängliche Pensionen. Außer⸗
dem wird vielfach von öffentlicher Speisung derselben im Prytaneum
gesprochen. Auch in der römischen Kaiserzeit dauerten die Jahrgelder
der Sieger fort, und ein Reskript der Kaiser Diokletian und Maximian
bestätigte noch allen, die drei Krünze sich erworben hatten, Freiheit von
allen Staatsleistungen. Wahrscheinlich haben die Privilegien bis zur
Einstellung der hellenischen großen Feste gegolten, die im sechzehnten
Regierungsjahre des Kaisers Theodofius erfolgte. Göll.
18. Perikles.
Wer mit verständigem Geiste die wechselnden Schicksale und Thaten
der Völker, die schon gewesen, oder noch auf unserer Erde leben, zu
verfolgen weiß dem fügen sich unwillkürlich für jedes Volk gewisse
hervorragende Züge zu einem Gesamtbild, zu dem Charaktergemälde
der betreffenden Nation: er erkennt, was dieser zunächst eigen und was
sie von ihren Schwestern unterscheidet. Und uͤnter all den bedenten,
den Persönlichkeiten eines Volkes, die dessen Geschicke bestimmten, wird
dem aufmerksamen Beobachter Einer sich entdecken, in dem gerade die
charakteristischen Eigenschaften seiner Nation sich wie in einein Breum
punkte sammeln: ein solcher gilt der Geschichte als der erste seines
Volkes, als der beste Repräsentant seiner Nation. Wenden wir unn
unsern Blick auf das Volk, dessen unser Geschlecht nie — und sollte
es noch Jahrtausende blühen — wird vergessen können, auf das Volk
der alten Griechen! Von all den wunderbaͤren Erscheinungen, die hier
unser Auge fesseln, von all den Heroen, die das leicht entzündbare
Herz der Jugend begeistern, wie sie den ruhigeren Sinn des gereiften
Mannes noch anzuziehen vermögen — keiner verdient so sehr der
Führer und Vertreter seines hochbegabten Volkes genannt zu werden,
als Perikles von Athen. In ihm finden wir gerade jene Züge zu
schönster Harmonie vbereinigt; die uns nur mehr vereinzelt bei den
echten Griechen der besten Zeit begegnen: jenen auf die höchsten idenlen
Güter der Menschheit gerichteten Blick, jene Liebe und Pflege der
heiteren Kunst wie der ernsteren Weisheit, und vor allem die hohe
Sinnesart und edle, maßvolle Haltung, die auch im Glück den Menschen
nie übersehen läßt, daß ihm nur Menschenkraft zugemessen, im Unglück
aber ihm Stärke in die Seele gießt, daß er auch dem härtesten Geschick
nie würdelos sich beugt. Mit Recht hat man daher den Höhepunkt
des griechischen Lebens das Zeitalter des Perikles genannt. Das
Bild dieses edelsten der Hellenen mögen uns folgende Zeilen vergegen—
wärkigen.