Erfolge sich bewähren. Die Grundsätze der perikleischen Staatsleitung
waren in der That so einfach, daß alle Bürger sie verstehen konnten,
und Perikles legte einen besonderen Wert darauf, daß die Athener nicht
wie die Lakedämonier in Geheimthuerei ihre Stärke suchten und nicht
durch Täuschung oder listige Übervorteilung ihre Gegner besiegen wollten.
Zufolge der idealen Denkart, die mit praktischem Blicke gepaart
gerade den großen Staatsmann Athens auszeichnet, wäre die Lieblings—
politik des Perikles eine panhellenische gewesen: Auf seine Veranlassung
luden zwanzig Gesandte im Namen Athens die übrigen Griechen des
Festlandes wie der Inseln, in Europa wie in Asien, zu einem National—
kongreß nach Athen, um zu beraten über den Wiederaufbau der durch
die Perser zerstörten Heiligtümer, über die Erfüllung der zur Zeit der
Perserzüge gemachten Opfergelübde, über die Sicherung des Meeres
und der gemeinsamen Schiffahrt wie über die Befestigung des Friedens. Für
eine so großartige und zugleich so wenig selbstbefangene Politik war
das eifersüchtige Sparta und seine näheren Bundesgenossen nicht zu
gewinnen: gerade vom Peloponnes ging die Ablehnung jenes Gesandt—
schaftstages aus. So mußte Perikles die Grenzen seiner allumfassenden
Staatsweisheit enger stecken; er erkannte den Dualismus, der sich nun
einmal herausgebildet hatte, an und beschränkte sich, da Griechenland
doch nicht in einen Bund zu sammeln war, wenigstens den Frieden
unter den Hellenen möglichst zu erhalten. Vorsicht und Mäßigung ist
die erste Norm seiner auswärtigen Politik; denn eine Macht, wie die
attische, wird durch jeden Unfall, der die Furcht der Bundesgenossen
aufhebt, in ihrem Bestehen gefährdet. Eine Kontinentalherrschaft neben
der Seeherrschaft ist unmöglich, weil eine dauernde Herrschaft in Böotien
nur durch militärische Besetzung möglich wäre; dadurch würde Athen
aber seine Streitkräfte völlig zersplittern und sich in unaufhörliche Fehden
verwickeln.
Das Leben eines seiner Mitbürger unnütz aufs Spiel zu setzen,
erschien ihm als der größte Frevel, und es wird berichtet, daß er, so
oft er den Kriegsmantel umlegte, sich warnend zugerufen habe: „Hab acht,
Perikles, es sind Hellenen, die du führst, es sind Bürger von Athen!“
So war Perikles aufs entschiedenste gegen jeden unnötigen Krieg.
Freilich kannte er Spartas wachsende Mißgunst; aber Athen sollte
alle üble Nachrede mit Gleichmut tragen, es sollte seine Interessen
ruhig und fest vertreten, Sparta keinen Vorrang zugestehen und keinen
Besitz aufgeben, selbst aber keinen Feind reizen Käme endlich die
Stunde der Entscheidung — und eine endgültige Abrechnung mit Sparta
in einem Waffengang sah auch Perikles als unvermeidlich voraus —
dann sollte Athen unüberwindlich dastehen, dann sollte sein Schild die
Mauer, sein Schwert die Flotte sein.
Was die Befestigung Athens anlangt, so hat Themistokles das
Verdienst des Gründers, Perikles das des Vollenders; denn letzterer
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