Full text: Deutscher Frühling (Band 6 = Klasse 4, [Schülerband])

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26. Die Schweiz. 
(41000 qkm, 31/, Mill. E.) 
a. Gebietsumfang. 
Die Schweiz umfaßt die Schweizer Hochebene, einen Teil des Schweizer Juras und 
den größten Teil der Schweizer Alpen. Im S. reicht sie im Gebiete des Ticino bis fast 
an die Lombardische Tiefebene. Im O. gehört noch das Gebiet des oberen Inns dazu. 
Ii. Nahrungsquellen. 
In der Ebene wird vorzugsweise Ackerbau getrieben. Doch reicht der Ertrag an 
Getreide nicht hin, die ganze Schweiz damit zu versorgen. Bedeutend ist der Obst- und 
Weinbau. In den Alpen kann der Ackerbau nur spärlich betrieben werden. Die Be- 
wohner leben hauptsächlich von der Viehzucht (S. 88). Besonderen Wert legt man auf 
die Bereitung des Käses, der in alle Welt versandt wird. Eine reiche Einnahmequelle 
bildet der Fremdenverkehr, der wohl in keinem Lande Europas so stark ist wie in 
der Schweiz. Zählte man doch im Jahre 1899 allein in Luzern über 121000 Fremde, 
wovon 40000 Deutsche, 21000 Engländer waren. Nach einer im Jahre 1893 angestellten 
Berechnung brachte der Femdeuverkehr dem Laude eine Einnahme von 74 Mill. JL 
Hochentwickelt ist die Industrie der Schweiz. Sie hat vorzugsweise im W. und N. 
des Landes ihren Sitz. Im Jura, in Gens und in Neuenburg ist besonders die 
Uhren- und Schmucksachen-Industrie bedeutend. Sie verdankt ihre Entstehung der Un- 
sruchtbarkeit des Gebirges. Die Bewohner konnten sich durch den Ackerbau nur kümmerlich 
ernähren und waren daher gezwungen, noch andere Erwerbszweige nebenher zu treiben. 
Bor ungefähr 200 Jahren fingen einfache Bauern an, Uhren zu verfertigen. Über die 
Entstehung dieser Industrie wird folgendes erzählt: Im Jahre 1680 kehrte ein Mann, der 
lange Zeit in der Fremde umhergewandert war, in sein Heimatdorf La Sagne zurück. 
Unter andern Dingen hatte er auch eine Taschenuhr aus England mitgebracht. Noch nie 
hatte man in der Gegend ein solches Wunderwerk gesehen, und stundenweit kamen die 
Leute herbei, um es anzustaunen. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer. Die 
Uhr blieb stehen, und alle Versuche des Eigentümers, sie wieder in Gang zu bringen, 
waren vergeblich. Nun lebte in jenem Dorfe ein junger Mann uamens Daniel Jean 
Richard. Er war ein überaus geschickter Handarbeiter und fertigte aus Holz, Stein und 
Metall allerlei zierliche Sachen. Schon früher hatte er sich eine Art Uhr zurechtgemacht, 
ohne daß ihm jemals eine solche zu Gesicht gekommen war. Es war allerdings ein recht 
ungeschlachter Mechanismus, ein hölzerner Kasten mit einigen Walzen und Schnüren. 
Als Zifferblatt diente eine Schiefertafel, als Zeiger ein Stück Eisen. Die Taschenuhr aus 
England erregte natürlich sein besonderes Interesse, und als sie den Dienst versagte, da 
erklärte er, daß er das Ding wieder in Ordnung bringen wolle. Er hatte das Triebwerk 
gleich durchschaut und auch den Fehler bald herausgefunden. Aber die Uhr auseinander 
zu nehmen, dazu fehlten ihm die rechten Werkzeuge. Er mußte solche erst erfinden und 
mit vieler Mühe anfertigen. Das schwierige Werk gelang, nach einiger Zeit hatte er die 
Uhr wieder in Gang gebracht. Nun faßte er den Entschluß, selbst Uhrmacher zu werden, 
aber er kam mit seinen unvollkommenen Werkzeugen nur langsam von der Stelle. Da 
hörte er, daß man in Genf die kleinen Räder mit Maschinen anfertige. Er machte sich 
gleich auf, um eine solche Maschine in seinen Besitz zu bringen. Jedoch der Erfinder hielt 
das kostbare Werkzeug geheim, und Richard trat enttäuscht den Heimweg an. Die Sache 
ließ ihm aber keine Ruhe, er arbeitete und versuchte, bis er selbst Mittel und Wege fand,
	        
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