Full text: Deutscher Frühling (Band 6 = Klasse 4, [Schülerband])

194 I-7/-7/-7/—7/—7/-7/-7/-7/-7/-7/-7/—/J-7/-7/-1 
Pfade, der von Bötzow nach Pinnow führte. Sie hielten ihre Pferde 
am Zügel, und ab und zu steckte einer von ihnen den Kopf zum Loche 
heraus, um zu sehen, ob sich die erwartete Beute denn doch gar nicht 
zeigen wollte. 
„Daß dich der Aussatz treffe, du Esel!" sagte endlich Vyke zu 
seinem Kundschafter Rübendunst, „entweder bist du besoffen gewesen, 
oder der Teufel hat den Pfeffersack durch die Luft entführt." 
„Er muß Wind bekommen haben, Herr, und ist wahrscheinlich 
einen anderen Weg geritten." 
„Wind, du Schlingel? Woher soll ihm denn der Wind ge¬ 
kommen sein? Das nächste Mal verschicke ich den Gierschlang, der ist 
gewitzter denn du. Die Sonne neigt sich schon; zur Nachtzeit zieht 
kein fürsichtiger Tuchkrämer auf diesem Weg gen Spandow. Lasset 
uns aufsitzen!" 
Steifbeinig vom langen Stilliegen, krochen sie auf ihre Mähren 
und kehrten enttäuscht ins Germendorfer Holz zurück. 
Als es Nacht geworden war und schon das vierfüßige Raubzeug 
nach Beute umherwitterte, klopfte es leise an Frau Ursels Fenster¬ 
laden. 
Erschrocken fuhr sie von ihrem Lager auf und bekreuzte sich. 
„Öffnet!" tönte es gebieterisch von draußen. 
Sie gehorchte. 
Eine in langen Reitermantel verhüllte Gestalt stand vor ihr. 
„Sendet morgen vor Sonnenaufgang Euren Buben nach Bötzow! 
Er soll erforschen, ob der Berliner Kaufmann, der heute im Roten 
Ochsen war, schon weiter gezogen ist. Wenn er noch im Städtchen 
weilt, dann zündet ein Feuer vor Eurer Hütte an. So Ihr uns 
täuschet, drehen wir Euch und Eurem Buben die Hälfe um. Ver¬ 
standen?" 
„Zu Befehl, gestrenger Herr," sagte die zitternde Frau, „soll 
alles pünktlich besorgt werden." 
„Das will ich Euch geraten haben. Der Vyke Grieben läßt nicht 
mit sich spaßen." 
Der Stellmeiser huschte davon, und Frau Ursel bekreuzte sich 
zum zweitenmal und legte sich seufzend wieder aufs Lager. Sie war 
in der Gewalt des friedlosen Gesindels und mußte sich fügen. 
Spöttisch lächelnd schritt Gerke am nächsten Morgen zur Stadt;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.