Full text: Deutscher Frühling (Band 6 = Klasse 4, [Schülerband])

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rauschen, Segen bringend, Schisse tragend und die Schönheit der 
Landschaft und das Leben des Volkes in ihren Fluten spiegelnd. Wenn 
die hohen Masten und Schiffsplanken auf dem Weltmeere empfinden 
könnten, wie oft möchten sie in der Welle, von der sie umschwebt 
werden, einen Freund aus der Heimat ahnen, der ihnen von den 
Wundern des Waldes zuflüstert, welchem sie gemeinsam entstammen. 
Unsere Vorfahren wußten, was sie an ihren Wäldern hatten, 
unter deren Schatten sie wohnten. In heiligen Hainen empfanden sie 
die Nähe ihrer wohltätigen Gottheit, die sie im Säuseln des Laubes 
und in dem Toben einer Sturmnacht vernahmen. Immer noch waltet 
dort die schirmende, erhaltende Naturkraft in ihrem schöpferischen 
Segen am sichtbarsten. Als eine Schutzmauer des Landes steht der 
Bergwald, daß die zerstörende Wut der Stürme sich all ihm breche. 
Aber die trocknen, versengenden Winde durchtränkt er mit seinem feuchten 
Atem. Und in den vorübersausenden Luftstrom haucht er aus seinen 
frischen Gründen, aus seinen Millionen grüner Blätter und Nadeln 
heilsamen, stärkenden Lebensstoff, der draußen so manches sterile Gebild 
erfrischt, die Dünste der Ebene verdrängt, luftreinigend und segen¬ 
träufelnd über die Häusermasse der Stadt wogt und noch die bleichen 
Wangen ihrer Bewohner erquickend anweht. So wirkt der Bergwald 
noch in weite Ferne. Wehe aber dem Volke, das seine Wälder nicht 
ehrt! Wehe dem Lande, das sich seiner Forste beraubt! Der Fluch der 
Verödung ruht auf ihnen. 
Noch grünen und rauschen in Deutschland die Forste in der Ebene 
und auf den Höhen-; man hat gelernte ste zu ehren und zu schützen. 
Stolz sieht das Vaterland auf seine herrlichen Bergwülder, die unsere 
reizenden Mittelgebirge schmücken — und selbst wo unser Auge sich 
nicht an ihrer Frische zu weiden vermag, singen wir noch begeistert 
in unsern Konzertsälen: 
„Wer hat dich, du schöner Wald, 
aufgebaut so hoch da droben? 
- Wohl, den Meister will ich loben." 
Wohl gedenken wir dabei der erhabenen Ruhe, der feierlichen 
Stille auf der grünen Höhe, wo wir einmal zwischen Eichen und Tannen 
hoch am Felsenrand hin gewandert, wo weithin vor unseren trunkenen 
Augen das Waldgebirge sich breitete, Rücken an Rücken, Kuppe an 
Kuppe, ein grünes, wogendes Meer, dessen Wellen erstarrt scheinen.
	        
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