296 ¡^¿IZ7/IIJnZ7nZJ£Iiy/ZZ7tIZ3£IZ7£IZ7£ZIJ£IIJ£ZI7tIZ7/ZZl
rauschen, Segen bringend, Schisse tragend und die Schönheit der
Landschaft und das Leben des Volkes in ihren Fluten spiegelnd. Wenn
die hohen Masten und Schiffsplanken auf dem Weltmeere empfinden
könnten, wie oft möchten sie in der Welle, von der sie umschwebt
werden, einen Freund aus der Heimat ahnen, der ihnen von den
Wundern des Waldes zuflüstert, welchem sie gemeinsam entstammen.
Unsere Vorfahren wußten, was sie an ihren Wäldern hatten,
unter deren Schatten sie wohnten. In heiligen Hainen empfanden sie
die Nähe ihrer wohltätigen Gottheit, die sie im Säuseln des Laubes
und in dem Toben einer Sturmnacht vernahmen. Immer noch waltet
dort die schirmende, erhaltende Naturkraft in ihrem schöpferischen
Segen am sichtbarsten. Als eine Schutzmauer des Landes steht der
Bergwald, daß die zerstörende Wut der Stürme sich all ihm breche.
Aber die trocknen, versengenden Winde durchtränkt er mit seinem feuchten
Atem. Und in den vorübersausenden Luftstrom haucht er aus seinen
frischen Gründen, aus seinen Millionen grüner Blätter und Nadeln
heilsamen, stärkenden Lebensstoff, der draußen so manches sterile Gebild
erfrischt, die Dünste der Ebene verdrängt, luftreinigend und segen¬
träufelnd über die Häusermasse der Stadt wogt und noch die bleichen
Wangen ihrer Bewohner erquickend anweht. So wirkt der Bergwald
noch in weite Ferne. Wehe aber dem Volke, das seine Wälder nicht
ehrt! Wehe dem Lande, das sich seiner Forste beraubt! Der Fluch der
Verödung ruht auf ihnen.
Noch grünen und rauschen in Deutschland die Forste in der Ebene
und auf den Höhen-; man hat gelernte ste zu ehren und zu schützen.
Stolz sieht das Vaterland auf seine herrlichen Bergwülder, die unsere
reizenden Mittelgebirge schmücken — und selbst wo unser Auge sich
nicht an ihrer Frische zu weiden vermag, singen wir noch begeistert
in unsern Konzertsälen:
„Wer hat dich, du schöner Wald,
aufgebaut so hoch da droben?
- Wohl, den Meister will ich loben."
Wohl gedenken wir dabei der erhabenen Ruhe, der feierlichen
Stille auf der grünen Höhe, wo wir einmal zwischen Eichen und Tannen
hoch am Felsenrand hin gewandert, wo weithin vor unseren trunkenen
Augen das Waldgebirge sich breitete, Rücken an Rücken, Kuppe an
Kuppe, ein grünes, wogendes Meer, dessen Wellen erstarrt scheinen.