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König baä Wort oder ein Häuptling/ je nach dem! Alter, dem Adel,
dem Kriegsruhm oder der Beredsamkeit eines jeden, und sein Vor¬
trag hat mehr das Gewicht eines Rates als die Macht eines Befehls.
Mißfällt der Antrag, so wird er mit Murren verworfen; gefällt er,
so schlägt man die Framen zusammen. Die ehrenvollste Art der Bei¬
stimmung ist das Lob mit Waffen.
Wehrhaftmachung und Gefolgschaft.
Keine Sache aber, weder eine öffentliche noch eine private, ver¬
handeln sie anders als in Waffen. Jedoch erlaubt es die Sitte keinem,
die Waffen früher anzulegen, als ihn die Gemeinde für wehrhaft erklärt
hat. Dann schmückt in der Volksversammlung selbst entweder einer
der Häuptlinge oder der Vater oder ein Verwandter den Jüngling
mit Schild und Frame. Das ist bei ihnen die Toga, das die erste
Ehrenstufc der Jugend; bis dahin erscheinen sie als Glieder des Hauses,
nunmehr als solche des Staates.
Ausgezeichneter Adel oder große Verdienste der Väter verschaffen
auch schon zarten Jünglingen die Würde eines Häuptlings; solche
werden den übrigen Rüstigern und längst Erprobten beigesellt. Keinem
ist es beschämend, im Gefolge zu erscheinen. Ja, in diesem selbst gibt
es noch verschiedene Rangstufen gemäß der Meinung, die der Ge-
folgsherr von seinen Leuten hat; und groß ist der Wetteifer einerseits
unter dem Gefolge, wer den ersten Platz bei seinem Fürsten erhalten
soll, wie anderseits unter den Fürsten, wer das zahlreichste und mutigste
Gefolge habe. Das ist ihre Ehre, das ihre Macht, immer von einer
großen Schar auserlesener junger Männer umgeben zu sein, im Frieden
ihr Stolz, im Kriege ihr Schutz. Und nicht allein bei dem eignen
Stamme, sondern auch bei den benachbarten Völkerschaften erwirbt
Namen und Ruhm, wer sich durch die Zahl und die Tüchtigkeit seines
Gefolges auszeichnet. Solche werden von Gesandtschaften angegangen
und mit Geschenken geehrt, und gar oft machen sie Kriegen schon durch
ihren Ruf ein Ende.
Häuptling und Gefolge in der Schlacht.
Kriegslust der Germanen.
Kommt es zur Schlacht, so ist es schimpflich für den Fürsten,
sich an Tapferkeit übertreffen zu lassen, schimpflich für das Gefolge,