Full text: [Teil 5 = Obertertia, [Schülerband]] (Teil 5 = Obertertia, [Schülerband])

40. Der öffentliche Nutzen des Waldes. 
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und trägt somit ganz wesentlich zur Verhütung von Über¬ 
schwemmungen und zur Speisung der Quellen bei. Er ver¬ 
hindert die Bildung von Lawinen und bricht die Gewalt nieder- 
gehender. Er ist ein Bollwerk gegen die Stürme, gebietet den 
verderblichen Bewegungen des Flugsandes Stillstand und schützt 5 
die Kulturländereien gegen die rauhen und austrocknenden 
Winde. Er befördert die Taubildung und erhält in trocke¬ 
nen, heißen Sommern die Vegetation der in seinem Bereich 
gelegenen Wiesen lebenskräftig, während er auf seinen Blößen 
und Kulturflächen auch dann noch Graswuchs erzeugt, wenn IO 
die Freiländereien ihn versagen. Wenn auch ein bemerklicher 
Einfluß des Waldes auf das Klima seiner Umgebung sich 
nicht ziffernmäßig. nachweisen läßt, so ist es doch eine unbe¬ 
streitbare Tatsache, daß in Waldgegenden das Thermometer 
im Sommer weder so hoch steigt noch im Winter so tief fällt 15 
wie in den regelmäßig von glühend heißen Sommern und 
entsetzlich strengen Wintern mit furchtbaren Schneestürmen 
heimgesuchten Steppenländern. Der Wald verhindert das 
rasche Austrocknen der oberen Bodenschichten und hilft den 
Kreislauf des Sauerstoffs und Kohlenstoffs in der Atmosphäre 20 
vermitteln; seine ozonreiche, von Miasmen reine Luft wirkt 
belebend und stärkend auf die ihn Aufsuchenden. Er ist der 
beste Freund und Schirmherr der Gebirgsbewohner, die ohne 
ihn ihre heimatliche Scholle verlassen müßten. Für Tausende 
von fleißigen Menschen die direkte und einzige Erwerbsquelle 25 
bildend, ist er für Tausende von Armen der Groß^-Almosenier. 
Er gewährt zahlreichen und bedeutenden Industrien das Ma¬ 
terial zur Herstellung ihrer Erzeugnisse, der Transport seines 
Hauptproduktes hilft die Frachtkassen der Eisenbahnen und 
Schiffe füllen, und der Handel mit ihm bewegt sich in groß- 30 
artigen Dimensionen. Halten wir uns das alles in einem 
zusammengedrängten Bilde vor das geistige Auge, so dürften 
wir wohl nicht Gefahr laufen, der Schwärmerei geziehen zu 
werden, wenn wir unserem waldgeschmückten deutschen Vater¬ 
lande zurufen: „Halte fest, was du an Wald noch hast, da- 35 
mit dir niemand deine Krone raube!"
	        
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