Full text: [Klasse 4 bis 1 (Band 5A, 5B und 6), [Schülerband]] (Klasse 4 bis 1 (Band 5A, 5B und 6), [Schülerband])

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Lesestücke aus der Kriegsliteratur. 
Drüben im Abendrot 
fliegen zwei Krähen — 
Wann kommt der Schnitter Tod, 
um uns zu mähen? 
Es ist nicht schad'! 
Seh' ich nur unsre Fahnen wehen 
auf Belgerad! 
10. An Grete schreiben .. . 
Von Rudolf Äerzog. 
Der Stabsarzt erhob sich, er quälte ihn nicht; 
er lupfte den Lelm von des Wunden Gesicht; 
der murmelte wirr aus den Ätherträumen: 
An die Front! An die Front! Nicht die Schlacht versäumen 
Wach' auf, mein Jung, wach' auf, Kamerad! 
Zwei Augen suchten auf irrem Pfad . . . 
dann hatte die grübelnde Stirn es gefunden: 
Im Feldlazarett. Unser lauter Wunden. 
Schön ruhig, mein Junge. Kein blinder Zorn. 
Eine Spanne Geduld, und du bist wieder vorn. 
Lerr Doktor — —! Das sind — bei Gott keine Lügen? 
Bleib liegen, mein Junge, hier gibt's kein Betrügen. 
Er strich aus der Stirn ihm das feuchte Laar. 
Ein Räuspern kurz, und die Stimme war klar. 
Nun? Einen Gruß nach Lause schreiben? 
Die fragen sich sonst, wo die Briefe bleiben. 
Eine Röte färbte das blasse Gesicht. 
Zwei Augen starrten ins Tageslicht, 
zwei Knabenaugen, verwirrt und verlegen — 
Lerr Doktor — es wär' nur — der Grete wegen. 
Der Stabsarzt bog sich ein Blatt Papier: 
Ich schreib's schon der Grete, mein Junge, diktier'. 
Der lag so still, als ob er bete. . . 
dann sagte er leis: „Meine liebe Grete —
	        
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