Full text: (Prosa) (Teil 7 - 9 in 1 Bande, [Schülerband])

Art von Kultur, mit der das Volk ausging, die Übereinstimmung oder 
Mißhelligkeit, die es in seinem neuen Lande antraf u. f. Auch bei 
unvermischten Völkern wird daher die historische Rechnung bloß schon 
aus geographisch-politischen Gründen so verwickelt, daß es einen hypo¬ 
thesenfreien Geist erfordert, den Faden nicht zu verlieren. Am meisten 
verliert man ihn, wenn man irgendeinen Stamm der Völker zum Liebling 
annimmt und, was nicht er ist, verachtet. Der Geschichtschreiber der 
Menschheit muß, wie der Schöpfer unseres Geschlechts oder wie der 
Genius der Erde, unparteiisch sehen und leidenschaftslos richten. Dem 
Naturforscher, der zur Kenntnis und Ordnung aller Klassen seiner Reiche 
gelangen will, ist Rose und Distel, das Stink- und Faultier mit dem 
Elefanten gleich lieb; er untersucht das am meisten, wobei er am meisten 
lernt. Nun hat die Natur die ganze Erde ihren Menschenkindern gegeben 
und auf solcher hervorkeimen lassen, was nach Ort, Zeit und Kraft 
irgend nur hervorkeimen konnte. Alles, was sein kann, ist; alles, was 
werden kann, wird, wo nicht heute, so morgen. Das Jahr der Natur 
ist lang; die Blüte ihrer Pflanzen ist so vielfach, als diese Gewächse 
selbst sind, und die Elemente, die sie nähren. In Indien, Ägypten, 
China geschah, was sonst nie und nirgend auf der Erde geschehen wird: 
also in Kanaan, Griechenland, Nom, Karthago. Das Gesetz der Not¬ 
wendigkeit und Konvenienz, das aus Kräften, Ort und Zeit zusammen¬ 
gesetzt ist, bringt überall andere Früchte. 
2. Wenn's also vorzüglich darauf ankommt, in welche Zeit und 
Gegend die Entstehung eines Reiches fiel, aus welchen Teilen es bestand, 
und welche äußere Umstände es umgaben, so sehen wir, liegt in diesen 
Zügen auch ein großer Teil von dieses Reiches Schicksal. Eine Monarchie, 
von Nomaden gebildet, die ihre Lebensart auch politisch fortsetzt, wird 
schwerlich von einer langen Dauer sein; sie zerstört und unterjocht, bis 
sie selbst zerstört wird; die Einnahme der Hauptstadt und oft der Tod 
eines Königs allein endet ihre ganze Räuberszene. So war's mit Babel 
und Ninive, mit Persepolis und Ekbatana; so ist's in Persien noch. 
Das Reich der Moguls in Indien hat fast sein Ende gefunden, und das 
Reich der Türken wird es finden, solange sie Chaldäer, d. i. fremde 
Eroberer bleiben und keinen sittlicheren Grund ihres Regiments legen. 
Der Baum möge bis an den Himmel reichen und ganze Weltteile über¬ 
schatten, hat er keine Wurzeln in der Erde, so vertilgt ihn oft ein Luftstoß. 
Er fällt durch die List eines einzigen treulosen Sklaven oder durch die 
Art eines kühnen Satrapen. Die alte und neue asiatische Geschichte
	        
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