314 Pflanzung und Ausbreitung des Christentums.
Verfolgung ganz eingestellt; aber er fürchtete sich vor Galerius, der den
körperlich gebrochenen und von Gewissensbissen gequälten Kaiser ganz
in seiner Gewalt hatte und ihn zuletzt zur Abdankung drängte. 305 legte
Diokletian die Krone nieder und ging in seine Heimat, nach Salona in
Dalmatien, um seine letzten Jahre in Frieden zu verleben. Diese Hoffnung
erfüllte sich ihm aber nicht; er mußte noch den Zusammensturz des von
ihm errichteten Staatsgebäudes mit eigenen Augen sehen.
5) Sieg des Christentums.
Zugleich mit Diokletian hatte auch sein Mitkaiser, Maximian, seine
Würde niedergelegt. Galerius wurde nun zum ersten und Konstan-
tius Chlorus zum zweiten Augustus erhoben. Auf die Cäsarenwürde
hofften Konstantin, des Konstantes Sohn, und Maxentius, der
Sohn des Maximian; Galerius aber ernannte nicht fte, sondern zwei
große Christenfeinde, Severus und Maximinus Daza. Als
Konstantins schon im folgenden Jahre starb, rief das Heer seinen Sohn
zum Nachfolger aus. Galerius konnte diesen nun nicht ganz umgehen
und erkannte ihn als zweiten Cäsar an, während er Severus zum
Augustus und Maximinus Daza zum ersten Cäsar erhob. Nun machte
auch Maxentius sein Erbrecht auf die Cäsarenwürde geltend, und sein
Vater Maximian widerrief seine Abdankung und nahm den Purpur
wieder. So stritten drei Augusti und drei Cäsaren um die Herrschaft!
Umsonst versuchte Diokletian, die Einigkeit wieder herzustellen; er sah
sich seines eigenen Lebens bedroht und machte demselben daher durch
Gift ein Ende.
Unter Konstantin in Gallien und Spanien nnd unter Maxentius,
der den Severus aus Italien verdrängte, hatten die Christen Ruhe; desto
heftiger wütete Galerius im Osten. Er ließ sogar alle Nahrungsmittel
auf den Märkten mit Opferwein oder Opferwasser begießen, um die
Christen wider ihren Willen mit den Opfern in Berührung zu bringen.
Aber die Christen besiegten auch diesen neuen Wutausbruch durch stilles
Dulden; selbst die Henker ermüdeten, und viele Heiden tadelten das un¬
nütze Blutvergießen. Da überfiel den Galerius infolge seiner Aus¬
schweifungen eine furchtbare Krankheit: er verfaulte bei lebendigem Leibe;
das von ihm in Strömen vergossene Blut ließ ihm keine Ruhe, und
noch von seinem Sterbebette aus erließ er (311) ein Edikt, das die Ver¬
folgung der Christen aufhob. Er habe, so hieß es in demselben, ver¬
gebens versucht, die Christen zu dem Glauben ihrer Väter zurückzuführen;
sie möchten wieder ihre Versammlungen halten und ihren Gott auch für
des Kaisers und des Staates Wohl anrufen! Bald nachher starb er
unter unsäglichen Dualen.
Nun teilten sich in die Herrschaft des Ostens Mari minus Daza
und Licinius, der Sohn des verstorbenen Severus, in die des Westens
Konstantin und Maxentius, dessen Vater ebenfalls verstorben war.
Konstantin war unter diesen der bedeutendste; er hatte seine Provinz
gut verwaltet; das Heer hatte er durch glänzende Kriegszüge am Rheine
an seine Fahne gefesselt; sein stärkster Verbündeter aber waren die durch