liche, in den neuesten Stadtteilen verwendete Haus zustande, das fast
überall nur vierstöckig ist, einen oder mehrere helle, luftige Höfe hat,
auch in geringen Wohnungen gesunde, hinreichend große Räume auf¬
weist und womöglich Wasser, Licht und Wärme von Zentralstellen aus
an seine Bewohner liefert.
Mit diesen Fortschritten ist auch eine bedeutende Eleganz in solchen
Häusern eingetreten, die sich ja außen besonders mit Hilfe von Stuck
und innen mit fabrikmäßig hergestellten Holzzieraten, bunt verglasten
Flurfenstern, schablonierten Plafonds und ausfallenden Tapeten billig
erreichen läßt. Daß diese Eleganz fast ausnahmslos vom allerschlechtesten
Geschmack ist, versteht sich von selbst, weil gewöhnlich der Eindruck von
Reichtum und künstlerischer Laune mit Hilfe von wertlosen Surrogaten
vorgespiegelt wird — Tapezierkünste von niemals hohem Range, die
zur Zeit der Renaissancefreude in den siebziger und achtziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts nur wenig plumper waren als die von heute,
die im Rokoko, im Zopf, im englischen, im absterbenden Jugendstil oder
in Stillosigkeit sündigen und, bei der Anspannung des Wettbewerbs,
vorzüglich in der Ausbildung von grell ins Auge fallenden Treppen¬
häusern, Fassaden und Dächern ihren Ruhm suchen.
Diese aufdringliche und gemeine Eleganz wird von manchen Ber¬
linern verabscheut, von sehr vielen geliebt, von der ästhetisch gleich¬
gültigen Mehrzahl als selbstverständlich hingenommen. Der Berliner
hat freilich auch selten ein inniges, persönliches Verhältnis zu seiner
Wohnung; er ist in der Regel nur ihr Mieter und kann sich kaum
jemals auf die Dauer in ihr einrichten. Selbst der Hausbesitzer, der
auf dem eigenen Grundstücke wohnt, wird in einem Gebäude, das viel¬
leicht noch Dutzende von Mietsparteien beherbergt, sich schwerlich durch¬
aus nach persönlichem Geschmacke, wenn dieser fein und selbständig ist,
zu behausen in der Lage sein. Schon auf den Bau in seiner ganzen An¬
ordnung hat er kaum einen Einfluß ausüben können, denn das meiste
geht heute von Unternehmern aus und wird nach einem festen Schema
erledigt. Die Rücksicht auf das Praktische bestimmt den Grundriß, die
Mode der Fabriken den Stil und den Ausputz.
Die Notwendigkeit, in der Mehrzahl der Berliner Straßen vier¬
stöckige Mietshäuser zu errichten, erfolgte zuerst aus dem Platzmangel,
das heißt aus dem Mißverhältnis zwischen dem Wachstum der Ein¬
wohnermenge und der Zunahme an geeigneten Verkehrsgelegenheiten
in die Vororte; und neuerdings beruht sie wohl zum Teil aus der