fullscreen: Das Mittelalter (Abth. 2)

Die Nationalliteratur der romanischen Völker. Literatur der Araber. §.49. 121 
faßte. Er wurde vorzüglich im südlichen Deutschland auf den Burgen 
der Fürsten und des Adels und von diesen selbst, z. B. von Kaiser 
Heinrich VI., Heinrich von Veldeke, Walther von der Vogelweide u. s. w. 
ausgeübt. . 
Nach dieser mehr als hundertjährigen Blüte der deutschen National- 
poesie (1190—1300) beginnt der Verfall derselben im 14. und 
15. Jhdrt. Das Epos beschränkte sich in dieser Zeit fast nur auf geistlose 
Ueberarbeitungen früherer Darstellungen der deutschen Heldensage. Die 
lyrische Dichtkunst gerieth aus den Händen der Fürsten und Ritter in 
die der Handwerker. Diese kamen in ihren Feierstunden in zunftmäßig 
abgeschlossenen Singschulen zusammen und übten den sog. „Meister- 
gesang" nach bestimmten Singregeln; der Inhalt desselben war vor- 
zugsweise geistlicher Art. Gegen Ende des Mittelalters entstand auch 
das deutsche Drama, theils aus den kirchlichen Darstellungen der 
Passionsgeschichte, theils aus den Fastnachtslustbarkeiten. Gleichzeitig 
finden sich die Anfänge der Prosa sowohl in zahlreichen Städte-Chroniken, 
wie in den Kanzelreden eines Joh. Tauler u. A. 
B. Die Nationalliteratur der romanischen Völker. 
a) In dem südlich von der Loire gelegenen Theile Frankreichs 
entstand im 12. Jhdrt. die Poesie der Troubadours oder die 
provenzalische Poesie. Ihren Inhalt bildete in künstlichen und 
sehr mannigfaltigen Formen meist der lyrische Minnegesang. Dagegen 
bearbeiteten in Nordfrankreich, besonders in der Normandie, die Trou- 
veres antike, bretonische, fränkische und normannische Stoffe in einer 
Unzahl von Romanen; daneben wurden auch religiöse Stoffe und die 
.deutsche Thiersage behandelt. 
Der Gesang der Troubadours verbreitete sich aus der Provence 
auch nach Spanien, wo aus vorhandenen Volksliedern ein die Thaten 
des Cid (f 1099) besingendes castilisches Gedicht (Romancero) hervorging. 
b) In Italien schuf Dante Alighieri (1265—1321) in seiner 
poetischen Beschreibung einer Wanderung durch Hölle, Fegfeuer und 
Paradies, um die göttliche Weltordnung zu verherrlichen, das erste epische 
Kunstwerk von vollendeter Einheit („divina commedia"). Francesco 
Petrarca (1304—1374) verpflanzte den Minnegesang aus der Pro- 
vence, vorzüglich in der aus Sicilien entlehnten Form des Sonettes, 
nach Italien, Giovanni Boccaccio (1313—1375) wurde durch seinen 
„Decamerone" (eine Sammlung von 100 Novellen) das Muster der 
italienischen Prosa. 
C. Die Literatur der Araber zerfällt in eine wissenschaftliche, 
welche ausschließliches Eigenthum des Hofes, der Vornehmen und des 
Gelehrtenstandes war, und in eine poetische, welche von zahllosen 
herumziehenden Sängern dem Volke öffentlich vorgetragen wurde; letztere 
umfaßte sämmtliche Dichtungsarten mit Ausnahme der dramatischen und
	        
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