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E. Geibel, Held Frühling.
2. Du stehst voll treuer Liebe
noch immer jedem bei,
und wenn dir keiner bliebe,
so bleibst du dennoch treu;
die treu'ste Liebe sieget,
am Ende fühlt man sie,
weint bitterlich und schmieget
sich kindlich an dein Knie.
4. Ich habe dich empfunden,
o, lasse nicht von mir;
laß innig mich verbunden
auf ewig sein mit dir.
Einst schauen meine Brüder
auch wieder himmelwärts
und sinken liebend nieder
und fallen dir ans Herz.
10. Held Frühling.
Von Emanuel Geibel.
1. Der Frühling ist ein starker 3. Und nun mit triumphierendem
Held, Schall
ein Ritter sondergleichen. durchzieht er Land und Wogen;
Die rote Ros' im grünen Feld, als Herold kommt die Nachtigall
das ist sein Wappen und Zeichen. vor ihm daher geflogen.
2. Ein Schwert vom Sonnen- 4. Und rings erschallt an jedes
glanze schwang Herz
er kühn und unermüdet, sein Aufruf allerorten,
bis hell der silberne Panzer sprang, und hüllt' es sich in dreifach Erz,
den sich der Winter geschmiedet. es muß ihm öffnen die Pforten.
41. Die Schönste.
Von Johannes Trojan.
Wenn der Winter von dannen scheidet
und die Blumen im Grase blühn,
wer ist lieblicher gekleidet
als die Birke im lichten Grün?
Alles hat ja zur Frühlingsfeier
schön geziert sich, Baum und Kraut;
aber die Birke in zartem Schleier
ist die Schönste, sie ist die Braut!
42. Wanderlust.
Von Emanuel Geibel.
1. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus;
wie die Wolken wandern am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.