Object: Dichtungen der neueren Zeit

Heinrich Heine. 
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2. Der Kahn zerbrach in eitel Trümmer, 
Die Freunde waren schlechte Schwimmer, 
Sie gingen unter, im Vaterland; 
Mich warf der Sturm an den Seinestrand. 
3. Ich hab' ein neues Schiff bestiegen 
Mit neuen Genossen; es wogen und wiegen 
Die fremden Fluten mich hin und her — 
Wie fern die Heimat! mein Herz wie schwer! 
4. Und das ist wieder ein Singen und Lachen — 
Es pfeift der Wind, die Planken krachen —- 
Am Himmel erlischt der letzte Stern — 
Wie schwer mein Herz; die Heimat wie fern! 
2. In der Fremde. 
1. Ich hatte einst ein schönes Vaterland: 
Der Eichenbaum 
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft. 
Es war ein Traum. 
2. Das küßte mich auf deutsch und sprach auf deutsch 
— Man glaubt es kaum, 
Wie gut es klang — das Wort: „Ich liebe dich!" 
Es war ein Traum. 
3. Sehnsucht nach Deutschland. 
1. Gesanglos war ich und beklommen 
So lange Zeit — nun dicht' ich wieder; 
Wie Thränen, die uns plötzlich kommen, 
So kommen plötzlich auch die Lieder. 
2. Melodisch kann ich wieder klagen 
Von großem Lieben, größerm Leiden, 
Von Herzen, die sich schlecht vertragen 
Und dennoch brechen, wenn sie scheiden. 
3. Manchmal ist mir, als fühlt' ich wehen 
Über dem Haupt die deutschen Eichen — 
Sie flüstern gar von Wiedersehen — 
Das sind nur Träume — sie verbleichen.
	        
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