«W» • —I-m
95
„Du liebes Mud, komm, geh mit mir:
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand." —
„Mein Vater, mein Vater, und hörest bu nicht,
Mas Crlenkönig mir leise verspricht?" —
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Mud!
3n dürren Blättern säuselt der wind." —
„Millst, seiner Unabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein." —
„Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Grt?" —
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau:
Cs scheinen die alten Meiden so grau." —
„Sch liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt." —
„Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!" —
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind;
Cr hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den H>of mit Mühe und Not;
Sn seinen Armen das Kind war tot.
Johann Wolfgang von Goethe.
70. Erlkönigs Tochter.
Aerr Glus reitet spät und weit
Zu bieten auf seine Mochzeitsleut';
Da tanzen die Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.