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auf die Strasse geworfen. Und dies ist die Blume, die arme,
vertrocknete Blume, welche wir mit in unsern Blumenstrauß
genommen haben, denn diese Blume hat mehr erfreut, als die
reichste Blume im Garten einer Königin!“
„Aber woher weisst du das alles?“ fragte das Kind, welches
der Engel gen Himmel trug.
„Ich weiss es!“ sagte der Engel. „Denn ich war selbst
der kleine kranke Knabe, welcher auf Krücken ging! Meine
Blume kenne ich noch!“
Und das Kind öffnete seine Augen ganz und sah in des
Engels herrliches, frohes Antlitz hinein, und im selben Augen¬
blick waren sie in Gottes Himmel, wo da Freude und Glück¬
seligkeit war. Und das tote Kind bekam Flügel wie der
andere Engel und flog Hand in Hand mit ihm. Die arme ver¬
dorrte Feldblume aber erhielt Stimme und sang mit allen
Engeln, welche Gott umschwebten, einige ganz nahe, andere
um diese herum in grossen Kreisen und immer weiter fort bis
in das Unendliche, aber alle gleich glücklich. Und alle sangen
sie, klein und gross, samt dem guten gesegneten Kinde und der
armen Feldblume, welche verdorrt dagelegen hatte, hingeworfen
in den Kehricht, unter dem Unrat des Umziehetages, in der
schmalen, dunklen Gasse. h. ehr. Andersen.
10. Das sterbende Lind.
1. Mutter, ich bin müde, schlafumfangen,
Dir am Herzen laß mich schlummernd ruhn!
Deine Thräne brennt auf meinen Wangen,
Süße Mutter, laß das Weinen nun.
Hier ist's kalt, — und draußen Sturmes Wehen;
O, wie schön, wenn mich der Traum umfloß!
Liebe Engelskindlein konnt' ich sehen,
Wenn ich nur die müden Augen schloß.
2. Mutter, sieh, da kommt ein Engel leise!
Hörest du die Himmelsmelodien?
Sieh, zwei Flügel hat er, glänzend weiße,
Die ihm wohl der liebe Gott verliehn.
Grün und rot und golden seh' ich's schweben,
Blumen sind's, die mir die Engel streu'n,
Mutter, giebt's auch Flügel schon im Leben,
Oder muß man erst gestorben sein?
3. Warum drückst du mir die Hand so bange?
Warum küßt dein Mund mein Angesicht?
Naß, doch brennend heiß ist deine Wange, . :
Liebe Mutter, ich verlaß dich nicht1 — -
Kippenberg, A. 6. (Neue Ausgabe.) ^