Full text: Für Klasse 2 (neuntes Schuljahr) und die Obertertia der Studienanstalten (Teil 8, [Schülerband])

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ersten Brief erwähnt Goethe auch den kleinen Gottfried. „Mir wird's 
recht wohl, daß ich an Eurem Buben und Haushalt wieder teil habe." 
Bald danach möchte er etwas Sichtbares von ihm in Händen haben: 
„Schicke mir etwas . . . und besonders eine Silhouette Deines Buben." 
Und zwei Monate später: „Herzlichen Dank für Deines Buben Schatten! 
Das ist ganz Dein Gesicht! Ganz! Ganz! in unglaublicher Determi¬ 
nation." 
Eine der ersten Großtaten Goethes in Weimar war es bekanntlich, 
daß er Karl August zur Berufung Herders als Generalsuperintendent 
veranlaßte. Bereits im Sommer 1776 sollte die Übersiedelung nach 
der neuen Wirkungsstätte stattfinden. Goethe bereitete auch in kleinen 
Dingen mit rührender Sorgfalt alles für die Ankunft des Freundes vor. 
Er sorgte für Erneuerung der Amtswohnung und bekümmerte sich 
dabei um die kleinsten Einzelheiten, maß die Zimmer der alten Super- 
intendantur hinter der weimarischen Stadtkirche aus und schickte dem 
Freunde einen Plan, hatte dabei auch, da man in Herders Familie 
bald einen neuen kleinen Weltbürger erwartete, überlegt, welches Zimmer 
sich am besten zur Wochenstube eigne. 
Aber die Verhandlungen zogen sich länger hinaus, als Goethe 
vorausgesehen hatte; erst am Abend des 2. November 1776 kam 
Herder mit seiner Familie in Weimar an. Sie hatte sich inzwischen 
vergrößert: am 18. August war der zweite Sohn geboren worden, 
der den Namen August erhielt. Es war selbstverständlich, daß Goethe 
neben Claudius und Hamann Pate wurde. 
In Weimar erweiterte sich der Kreis der Herderschen Familie 
weiter um fünf Knaben und ein Mädchen. Im Februar 1778 wurde 
Wilhelm, am 25. August 1779 Adalbert, im April 1781 Luise und 
im Juni 1783 Emil geboren. Vier Jahre später kam Alfred an 
und nach abermals drei Jahren Rinaldo. 
Im Sommer 1785 war Goethe zum erstenmal in Karlsbad. Auch 
Herder mit Frau, den beiden ältesten Söhnen und der vierjährigen 
Luise weilten dort und genossen in Gemeinschaft mit der ebenfalls 
anwesenden Frau von Stein und Knebel traulichen Verkehr mit dem 
Freunde. Im nächsten Sommer ist Goethe wiederum mit Frau von 
Stein, Herder und dem kleinen August in Karlsbad zusammen. Auch 
der Herzog Karl August ist mehrere Wochen in dem Freundeskreise. 
Besonders in diesem Jahre scheint August Herder in engeren 
Umgang mit seinem Paten gekommen zu sein. Bei der Feier, die die
	        
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