Full text: Für Klasse 3 (achtes Schuljahr) und die Untertertia der Studienanstalten (Teil 7, [Schülerband])

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Schwarzwald die Wahrnehmung machen, daß die Besitzer eines Hofes 
fort und fort nach diesem benannt werden, auch wenn der Inhaber 
wechselt. In bezug auf die Form lassen sich hier drei Arten der Bildung 
unterscheiden. Entweder wird die Ortsbezeichnung noch durch irgend¬ 
eine Präposition eingeleitet, wie in Amthor, Aus'm Wörth (Wert 
— Insel), Imhof, Thorbeke (— to der bete, am Bach), Über¬ 
weg, von der Tann, Zumbusch. Oder es wird von den Orts¬ 
bezeichnungen eine Ableitung auf -er gebildet; hierher gehören die 
zahlreichen Bildungen auf -bacher, -Hauser, -Häuser, -Hofer, 
-röder, -reiter, -reuter (nicht von reiten, sondern von Namen 
auf -reut, -reit, also von Orten, an denen Rodungen vorgenommen 
worden sind) usw. Endlich kann die Ortsbenennung jedes äußern Zeichens 
verlustig gegangen sein, das die Beziehung auf eine Person herstellen 
würde, vgl. Ammerbach, Ollendorf, Steinthal, Berg, Busch, 
Stein, Strauch. 
Nach ihrem Ausgangspunkte betrachtet, sind der blassen dieser 
Namen so viele, wie es Arten von Ortsbezeichnungen gibt. Eine 
kann sehr leicht verkannt werden. Wie noch heute die Wirts¬ 
häuser und allenfalls die Apotheken bestimmte Schilder haben, nach 
denen sie benannt werden, so war es im Mittelalter — und diese Sitte 
hat sich in der Schweiz noch heute vielfach erhalten — ganz allgemeiner 
Brauch, die Wohngebäude nach Hauszeichen zu benennen. Und diese Zeichen 
konnten Pflanzen und Tiere oder beliebige andere Gegenstände sein. 
So trug denn der Erfinder der Buchdruckerkunst nach seinem Haus¬ 
zeichen den Namen Gensfleisch. Ein Dr ach, ein Ochs müssen nicht 
nach ihrer Gemütsart benannt sein, sondern können in einem Hause 
zum Drachen, zum Ochsen das Licht der Welt erblickt haben. 
Ein weiterer Anlaß, Namen von Geschlecht zu Geschlecht weiter 
gehen zu lassen, ergab sich, wenn die Bezeichnungen von Stand und 
Gewerbe hergenommen wurden, denn diese vererbten sich ja mit großer 
Regelmäßigkeit vom Vater auf den Sohn. Dieser Gattung gehören 
die Namen an, die unter allen die weiteste Verbreitung besitzen, Meier 
(aus lat. major, Verwalter eines Hofguts), Müller, Schmidt, 
Schneider, Schultze (— mhd. schultheize). Gar manche ältern, jetzt 
ausgestorbnen Gewerbe und Beschäftigungen leben nur noch in solchen 
Namen fort: Armbrust er, Bogner, Falkner, Plattner (der 
Harnischplatten macht), Pf eil stick er (der Stecken für die Pfeile ver¬ 
fertigt).
	        
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