aus denen, die Schönheiten irgend einer Gegend — ihm von jetzt an
nur für kurze Stunden zum Genuß vergönnt — mit der Feder eines
gottbegnadeten Dichters und mit der Anschauungskraft des Malers
schildern. Vor allem ist es der Wald, nach dem ihn verlangt. Im
Schatten seiner Eichen und Buchen zu wandeln und nichts um sich zu
spüren als das Weben der Schöpfung, ist ihm der liebste Traum;
dort wird er das Herz sich wieder gesund baden vom Staub der Akten
und dem Lärm der Städte. So war ihm auch sein Sachsenwald die
werteste der Gaben, mit denen die Huld seines treuen Königs ihn über-
schüttete; ihn ward er nicht müde zu hegen und zu pflegen; ihn durch¬
streifte er, sobald ihm Muße beschieden war, immer wieder zu Pferde;
ihn durchwandelte er fleißig in seinen letzten Jahren, und als auch dafür
die Kraft zu versagen begann, ließ er sich noch täglich im Lehnstuhl
hinausfahren unter die mächtigen Bäume, um ihrem Grün, ihrem er-
quickenden Duft, dem Gesang in ihren Zweigen näher zu sein. In
der Einsamkeit der Flur und des Haines aber hat er auch von je am
deutlichsten die Stimme des Genius vernommen; dort hat er, allein
mit seinem Gott, die Offenbarungen empfangen, die seine Arbeit leiteten:
Gedanken von der Größe und Herrlichkeit des Reiches, das er schaffen
wollte; Gedanken des Friedens und des Segens für sein Volk.j
Aus diesem tiefen Gemüt aber erwuchs dem großen Kanzler noch
eine besondre Kraft, die einen Teil seiner beispiellosen Erfolge erklärt.
Napoleon der Erste, der im Ansturm gegen eine gleichfalls im Innern
morsch und faul gewordne Welt wie er einst jeden Gegner nieder¬
geworfen hatte, war doch nicht imstande gewesen, etwas Bleibendes zu
schaffen, weil er die „Imponderabilien", die tief in der Menschenseele
schlummernden Lebenskräfte und Lebensbedingungen, verkannt und ver¬
achtet hatte. Freilich lassen sich diese nicht messen oder wägen, nicht
umsetzen in Gold oder Eisen, aber Bismarck schuf sich aus ihnen, aus
der Treue, der Begeisterung, der hingebenden, opferwilligen Liebe des
Volkes, seine mächtigste Waffe. Er erkannte diese Kräfte leicht, waren
sie doch zugleich seine eignen.
Unbezwinglich und furchtbar wie nur jemals eine Elementargewalt,
und doch mit einem Herzen voll weichen und innigsten Empfindens —
so war Bismarck, der Held des Jahrhunderts. Wie auf wenige Menschen
der Geschichte paßt auf ihn das Dichterwort:
So mischten sich
die Element' in ihm, daß die Natur
ausstehen durfte und der Welt verkünden:
Dies war ein Mann!