zwischen Ursache und Wirkung überhaupt zu verlerneu uud in die natür¬
liche Folge der Dinge jene höhere Wunderkraft einzuschalten, der sie endlich
tolldreist wie Cäsar seinem Glücke vertrauen. Von diesen Menschen war
Egmont. Trunken von Verdiensten, die die Dankbarkeit gegen ihn über¬
trieben hatte, taumelte er in diesem süßen Bewußtsein wie in einer lieblichen
Traumwelt dahin. Er fürchtete nichts, weil er dem unsichern Pfande
vertraute, das ihm das Schicksal in der allgemeinen Liebe gegeben, und
glaubte an Gerechtigkeit, weil er glücklich war. Selbst die schrecklichste
Erfahrung des spanischen Meineids konnte nachher diese Zuversicht nicht
aus seiner Seele vertilgen, und auf dem Blutgerüste selbst war Hoff¬
nung fein letztes Gefühl. Eine zärtliche Furcht für seine Familie hielt
seinen patriotischen Mut an kleinern Pflichten gefangen. Weil er für
Eigentum und Leben zu zittern hatte, konnte er für die Republik nicht
viel wagen. Wilhelm von Oranien brach mit dem Thron, weil die
willkürliche Gewalt seinen Stolz empörte; Egmont war eitel, darum
legte er einen Wert auf Monarcheugnade. Jener war ein Bürger der Welt,
Egmont ist nie mehr als ein Flämiuger gewesen. Friedrich von Schiller.
19. Oie Ermordung Wallenifeins und feiner Generale
zu 6ger.
„ (Gekürzt.)
Äm 24. Februar 1634 nachmittags zog Wallenstein in Eger ein,
auf einer von zwei Pferden getragnen Sänfte, ohne den alten
Glanz seiner Hofhaltung, mit seinen nächsten Vertrauten und einem
nicht sehr zahlreichen militärischen Gefolge, uud zwar einem solchen,
dem er selbst nicht einmal recht traute. Die Dragoner des Obersten
Butler, die er mit sich brachte, mußten in den Orten, wo man über¬
nachtete, außerhalb der Tore bleiben; nur der Oberst und die Fahnen
wurden aufgenommen. Wie anderwärts, so geschah das auch in Eger.
Aus dem vornehmen Geschlechte der Butler, d. i. Schenken von
Irland, waren schon seit einiger Zeit wackre Kapitäne bald in polnischem,
bald in spanischem, bald in kaiserlichem Dienst erschienen. Einer von
diesen war Walter Butler; schon einmal in schwedische Gefangenschaft
geraten, hatte er, nach Zahlung einer ansehnlichen Summe frei geworden,
aufs neue Truppen für den kaiserlichen Dienst geworben. Eben bei
Eger hatte er einst durch einen tapfern Reiterangriff das Vertrauen
Wallensteins gewonnen, doch standen sie darum nicht in gutem Einver¬
nehmen; wir werden versichert, Butler, obwohl ein Fremder, habe doch