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Ich: Das will ich eben nicht. Aber ich wünsche nur, daß die
großen Könige in Deutschland die Künste aufmuntern sollen und uns
bessere Zeiten geben.
Der König: Sind jetzt böse Zeiten?
Ich: Das werden Ew. Majestät besser bestimmen können als ich.
Ich wünsche ruhige Zeiten. Geben sie uns nur Frieden, Sire.
Der König: Kann ich denn, wenn drei gegen einen sind?
Ich: Das weiß ich nicht zu beantworten. Wenn ich König wäre,
so hätten die Deutschen bald Frieden.
Der König: Hat er den Lafontaine nachgeahmt?
Ich: Nein, Sire, ich bin ein Original, das kann ich ohne Eitelkeit
sagen; aber darum sage ich noch nicht, daß ich ein gutes Original bin.
Der Major: Ja, Jhro Majestät. Man hat in Paris die Gellertschen
Fabeln übersetzt und ihn für den deutschen Lafontaine erklärt.
Der König: Das ist viel. Aber warum ist Er krank? Er scheint
mir die Hypochondrie zu haben.
Ich: Leider, seit zwanzig Jahren.
Der König: Ich habe sie auch gehabt, und ich will Ihn kurieren.
Ich: So werde ich in mein Journal setzen können, daß mich der
König von Preußen kuriert hat. Dies wird mir viel Ehre bei der Nach¬
welt machen.
Der König: Erstlich muß er alle Tage eine Stunde reiten, und zwar traben.
Ich: Wenn das Pferd gesund ist, so kann ich nicht fort; und wenn
es krank ist, wie ich, so kommen wir alle beide nicht fort. — (Nunmehr
schlug er mir noch eine Menge barbarischer Mittel vor.)
Der König: Will Er das tun?
Ich: Ihre Regeln, Sire, wie man gut schreiben soll, die werde ich
in acht nehmen und habe sie auch schon in acht genommen; aber Ihren
medizinischen Vorschriften werde ich nicht gehorchen, sie scheinen mir eine
zweite Krankheit zu sein. Ich lebe schon sehr diät, und ich bin zufrieden,
wenn ich ruhig sterbe, gesetzt, daß ich auch nicht gesund werde.
Der König: Wie alt ist Er? Ich: Fünfund vierzig Jahre.
Der König: Das ist kein Alter. Er muß noch schreiben, für die
Welt leben.
Ich: Ich habe es getan, und ich habe schon zuviel geschrieben.
Es ist eine große Geschicklichkeit, zu rechter Zeit aufzuhören; und endlich
liegt mir an der Unsterblichkeit wenig, wenn ich nur genützet habe.
Der König: Weiß Er keine von Seinen Fabeln auswendig? Ich: Nein.
Der König: Besinne Er sich. Ich will etliche Male im Zimmer-
aus und ab gehen.
Ich: Nunmehr kann ich Jhro Majestät eine sagen. — (Ich sagte
ihm die Fabel vom Maler in Athen. Als ich bis auf die Moral war,
sagte er: Nun die Moral? Ich sagte die Moral.'»