Full text: [Siebenter Teil = 3. Klasse, [Schülerband]] (Siebenter Teil = 3. Klasse, [Schülerband])

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Und dann geht es im Schritt. Karge Grasbüschel wachsen am Weg¬ 
rand, betaut mit Perlentröpfchen. Hier und da spannt sich Spinnwebe 
von Halm zu Halm. Der Boden wird glatt, weich und schlüpfrig, nur 
braungedorrte Nadeln bedecken ihn. Dann ragt einmal eine Wurzel her¬ 
aus, quer über den Weg, daß mit leichtem Heben sich das Tier darüber 
schwingt. Es bricht und knackt irgendwo in den Zweigen: ein flüchtig 
gewordenes Wild. 
Wieder geht es in der Schneise fort. Immer geradeaus, einem 
dunkeln Punkte zu. Dort mündet sie in den breiten Weg, zur Abfuhr 
des Holzes. Er windet sich; an den tief eingeschnittenen Räderspuren 
sieht man die Biegung. 
Nun kommt die Lichtung, wo in Klaftern geschlagenes Holz steht. 
Dort wird es plötzlich hell, und drüben bricht aus den Zweigen das 
Frührot. Seltsam spielt es in Lichtern auf dem Platze, die großen, vier¬ 
eckigen Baumstapelungen umrändernd, flimmernd auf dem taufeuchten 
Wiesengras, schillernd im Sumpfwasser des Grabens. Die Sonne zuckt 
durch das Gitterwerk der Kieferkronen, sie ummalt und umgießt die 
Stämme, sie umzittert die langen Schilfhalme am Waldtümpel und 
schießt steigend und Boden gewinnend über den Weg in die Furchen der 
Räder. Dann umspielt und umzirkelt sie das Pferd und blinkt und 
blitzt im Metall der Kandare. 
Und die Sonne steigt. Gerade geht es ihr entgegen, so daß das 
Licht blendet und die Farben verschluckt, die Umrisse verwischt und vorn 
nur noch alles eine Stimmung ist: Weiß, Licht, Blendung. 
Da biegt noch einmal der Weg. Nun steht die Sonne zur Seite; 
sie schielt nur noch schwach durch die Äste, lange Schatten werfend, und 
der Wald ist zu Ende: die Heide streckt sich vor den Blicken. 
Eine Stange versperrt den Pfad. Das Pferd ist hinüber. Dann 
geht es wieder im Galopp durch das Kraut, über den schmalen Wasser¬ 
arm mit dem schönen, festen und dennoch elastischen Landungsufer drüben 
und nun über den Wiesenplan, am See, im Bogen herum. 
Die Sonne steht nun im Rücken, so daß sie nicht blendet und man 
alles in lichter Bestrahlung sieht. Sie wärmt, während der frische Luft¬ 
zug durch die Fahrt, in der wir sind, wieder Kühlung bringt. Da geht 
es mit einem Satz auf die Straße und nun im Zotteltrabe durch das 
erwachende Dorf. Vorsichtig an der Seite, wo es weich ist und Unkraut 
wuchert, weil die Bauern nur im ausgefahrenen Gleise bleiben wollen. 
Im Dorfteich schnattern die Enten und ziehen Straßen auf der mit 
Wasserlinsen bewachsenen Fläche. Kreischend, zischend, fauchend flattern 
ein paar Gänse davon, die sich auf dem Wege gesonnt. Blöde lächelt der 
Junge dabei, der mit der Gerte Wache hält, die er vom Weidenstrauche 
gerissen und entblättert bis auf ein großes, nickendes Büschel an der 
Spitze. Muhen schallt rechts aus dem Bauernstall, und ein Luftzug trägt
	        
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