Full text: [Siebenter Teil = 3. Klasse, [Schülerband]] (Siebenter Teil = 3. Klasse, [Schülerband])

Zur Heimatkunde 
von Hannover 
1. HeimatKunst und tzeimatlekutz. 
3n Wort und Begriff der Heimatkunst liegt eine gewisse Gefahr. Es 
ist mit ihren Werken leicht eine Tendenz verbunden, die der wahren 
Kunstschöpfung fremd sein soll. Bodenständig und urwüchsig soll sein, 
was unter den Händen der Maler, Bildhauer und Baumeister entsteht; 
man soll seiner Art die vaterländische Scholle anmerken, auf der es ge¬ 
schaffen wurde. Jedes Nachäffen fremder Kunstweise, jedes Schielen nach 
welschem Geschmack ist von Übel. Aber auch eine einseitige Verherrlichung 
eines Standes und Landes kann seine Schattenseiten haben, weil es leicht 
zur Verengung des geistigen Horizonts führt. Nicht einer Landschaft, nicht 
einem Gesellschaftskreise zu dienen ist die Kunst da, sondern um in jedem 
Gaue deutsch und wahr zu sein. 
Für die Heimatkunst die rechte Begrenzung und Vollendung zu finden, 
sei der deutschen Künstler heilige Ausgabe. Wir anderen brauchen uns 
darum nicht sonderlich zu sorgen; wissen wir unsere Meister nur ungebunden 
in ihrer Schaffenskraft, so wissen wir deutsche Art und Kunst in ihren 
Händen gut aufgehoben. Wofür wir aber zu sorgen haben, ist dies, daß 
uns durch die Werke unserer Künstler wie bares) unsere eigene Beobachtung 
die Augen geöffnet werden sollen für die Schönheit und Eigenart der 
deutschen Heimat. Heimatkunst können wir nur alle lieben, nicht üben; 
aber Heimatschutz sollen wir alle treiben, und was von Bestrebungen in 
dieser Richtung besteht, hat das volle Anrecht auf unsere teilnahmsvolle 
und tatkräftige Unterstützung. Dazu bedarf es zunächst einiger Heimatkunde, 
soweit sie sich auf Orts- und Landesgeschichte bezieht. Sie wird uns den 
Blick für manches Kunstwerk, manchen Ban, manche landschaftliche Eigen¬ 
tümlichkeit zu schärfen wissen, wo wir sonst achtlos vorübergegangen sind. 
Aber die Geschichtskenntnis und Ortskunde allein tut es nicht. Das eigene Auge, 
das sehen gelernt hat, die Fähigkeit, das Schöne allenthalben zu sehen und 
zu vermissen, das sichere Feingefühl für echten Stil und lautere Wahrheit, 
— das alles muß dazu kommen, damit wir es lernen, unsere alte traute 
Heimat vor den Entstellungen zu schützen, denen sie durch bureaukratischen 
Eigensinn, durch Geschäftsgeist und modische Vornehmtuerei allewege aus-
	        
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