II
2. Die Verleihung des Abzeichens „GIBRALTAR“.
Allerhöchste Kabinettsorder.
Ich will das Abzeichen, welches Kurfürst Georg III. von Hannover
den Unteroffizieren und Mannschaften der drei an der Verteidigung von
Gibraltar beteiligt gewesenen hannoverschen Bataillone verliehen hatte,
in Meinem Heere erneuern und bestimme demgemäß, daß von dem Füsilier-
Regiment General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannover¬
schen) Nr. 73,
dem Infanterie-Regiment von Voigts-Rhetz
(3. Hannoverschen) Nr. 79
und dem Hannoverschen Jägerbataillon Nr. 10, auf dem rechten Ärmel
des Waffenrocks oberhalb der Patte oder des Aufschlags ein hellblaues
Band mit der Aufschrift
„GIBRALTAR“
von den Unteroffizieren und Mannschaften in gelbseidener, von den Offi¬
zieren in goldener Stickerei getragen wird.
Homburg v. d. Höhe, den 24. Januar 1901.
gez. Wilhelm.
Der Unabhängigkeitskrieg der nordamerikanifchen Kolonien nahm alle
Kräfte des Mutterlandes England in Anspruch. Unter diesen Umständen
entschloß sich Georg HI., König von England und zugleich Kurfürst von
Hannover, fünf Bataillone seiner kurhannoverschen Truppen für den Krieg
in Sold zu nehmen. Sie sollten jedoch nicht in Nordamerika Verwendung
finden, sondern die von den Mittelmeerstationen Gibraltar und der Insel
Minorka weggezogenen englischen Truppen ersetzen.
Für Gibraltar waren die ersten Bataillone der drei Regimenter
von Reden, de la Motte und von Hardenberg (später von Sydow) bestimmt.
Anfang Oktober 1775 wurden die fünf Bataillone bei Ritzebüttel ver¬
einigt und am 5. und 6. Oktober auf 17 englischen Transportschiffen
eingeschifft. Heftige Nordwestwinde verhinderten aber die Abfahrt, und
erst am 1. November konnten die Schiffe von der Elbmündung auslaufen.
Die Fahrt war auch ferner außerordentlich stürmisch. Unter vielen Leiden
und Schwierigkeiten, mit denen in damaliger Zeit Truppentransporte zur
See verknüpft waren, erreichten nur 15 Schiffe glücklich Ende November
ihren Bestimmungsort.
Um diese Zeit herrschte in Gibraltar noch tiefer Friede. General
Boyd, der im Siebenjährigen Kriege im Stabe des Herzogs Ferdinand
von Braunschweig gedient hatte, begriißte in Vertretung des beurlaubten
ersten Gouverneurs Sir G. A. Eliott die Hannoveraner mit der Herzlich¬
keit eines alten Kameraden. Der Dienst war leicht und bequem, das
Leben behaglich und nicht teuer.
W