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Endlich gegen 5 Uhr nachmittags wurde die Rauchentwicklung stärker,
man sah spanische Boote, welche Mannschaften aufnahmen, und bald
zeigten die hervorbrechenden Flammen den langersehnten Erfolg. 6V2 Uhr-
vormittags, am 14. September, flog die erste schwimmende Batterie in
die Luft, die andern folgten nach kurzer Zeit. Taghell war die See er¬
leuchtet und zeigte den Verteidigern schreckliche Szenen der Vernichtung,
über die ein Augenzeuge, dessen Tagebuch uns überkommen ist, berichtet:
„Die Batterien verschwanden unter dem schrecklichsten Krachen. Man
sah anfangs nichts als eine Wolke von Dampf, und erst nach und nach
wurden Trümmer, an denen viele von unglücklichen, in die Luft ge¬
schleuderten Menschen hingen, sichtbar. Auf den noch nicht gesprengten
Batterien sah man die Mannschaft um Hilfe flehen; viele schrien, andere
rangen die Hände und beteten und wieder andere liefen unruhig hin und
her und suchten noch auf den Schiffen, wiewohl vergeblich, Hilfe. Der
Tod war hier immer grausamer, da man ihn länger unvermeidlich vor
sich hatte. Viele der Unglücklichen schienen unschlüssig, ob sie durch Feuer-
oder Wasser umkommen wollten, indem sie sich von den brennenden
Schiffen ins Wasser zu stürzen bereit hielten. Die Verzweiflung offen¬
barte sich auf mancherlei Art: Einige knieten, andere umarmten sich und
noch andere schienen betäubt ihr Schicksal nicht zu empfinden. Eine große
Anzahl hatte sich, wie man hernach sah, betrunken, um sich gegen die
Marter des Todes unempfindlich zu machen." Des Sieges gewiß, stellte
die Besatzung das Feuer ein, und rettete unter Einsetzung des eigenen
Lebens 400 der Unglücklichen von den brennenden Schiffen.
War dieser Angriff zur See auch heldenmütig abgeschlagen worden,
so setzten die Landbatterien ihr Feuer doch fort. Auch die Blockade
blieb aufrecht, und bald drohte in Hungersnot und Krankheit ein uner¬
bittlicher, übermenschlicher Bezwinger. Da erschien zur rechten Zeit am
11. Oktober eine englische Fregatte mit der Kunde von dem Nahen des
Entsatzes, unb am 12. Oktober kam eine englische Flotte in Sicht, vor
welcher sich die spanisch-französische Flotte zurückzog. Zwei neue englische
Regimenter wurden gelandet, ferner Lebensmittel und Schießbedarf. Durch
den Erfolg gehoben und an Zahl stärker als je zuvor, blickte die Be¬
satzung nunmehr getrost in die Zukunft.
Dem weiteren Angriff zu Wasser und zu Lande, der nach der Ab¬
fahrt der englischen Flotte von neuem begann, fehlte das Bewußtsein
des Erfolges. Infolgedessen verfloß der Rest des Jahres 1782 ohne
besondere Ereignisse.
Am 2. Februar 1783 brachte ein spanisches Boot die erste Nachricht
von den Präliminarien des Friedens zu Versailles. Die Bestätigung er¬
folgte am 12. Mürz und beendete die denkwürdige Belagerung, der die
Hannoveraner drei Jahre, sieben Monate und 25 Tage in heldenmütiger
Tapferkeit getrotzt hatten.