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wo man nicht weiß, wohin man sich zu wenden hat, wenn man
nach einer bestimmten Himmelsgegend reisen will, nur eine solche
Nadel braucht, um sofort zu sehen, wo Norden und wo Süden ist.
Eine solche Nadel ist der Compaß, der in der Schifffahrt eine so
wichtige Rolle spielt. 5.
Freilich muß man sich zu diesem Zweck die beiden Enden der
Nadel genau bezeichnen, damit man sie nicht verwechsele, und thut
man das, drückt man z. B. an die eine Seite der Nadel ein Stück¬
chen Wachs, so wird man wahrnehmen, daß ein bedeutender Unter¬
schied zwischen den beiden Enden der Nadel stattfindet, daß das eine 10.
Ende immer nach Norden und das andere immer nach Süden zeigt,
und wenn man sie umkehrt, sie sich beide wieder zurückbewegen, bis
sie in ihrer früheren Lage ruhen können.
Nehmen wir an, man hätte sich das eine Ende, das nach Nor¬
den zeigt, mit einem angeklebten Stückchen Wachs genau bezeichnet, 15.
so würden wir wissen, daß dies stets das nördliche Ende des Mag¬
neten, das andere das südliche Ende ist. Man nennt die Enden der
Nadel die Pole derselben und bezeichnet daher das eine Ende, das
nach Norden zeigt, mit dem Namen Nordpol; das andere Ende,
das nach Süden zeigt, mit dem Namen Südpol. 20.
Und nun, da wir so weit sind, wollen wir die auffallenden
Erscheinungen, die diese Pole darbieten, näher kennen lernen.
137. Die Pole des Magneten.
Der interessanteste Versuch, den man nunmehr anstellen kann,
ist folgender. 25.
Man nehme eine zweite stählerne Stricknadel, die keine Spur
von magnetischer Kraft besitzt, fasse sie in der Mitte und streiche
über die eine Hälfte derselben mit irgend einer Seite der Magnet-
nadel oftmals hin. Wenn man dieses Bestreichen lange fortgesetzt
hat, so findet es sich, daß die früher unmagnetische Nadel auch 30.
magnetisch geworden ist. Und wunderbar nicht nur etwa die Seite,
die man bestrichen hat, ist magnetisch geworden, sondern auch die
andere Hälfte, die man nicht bestrichen hat!
Es gelingt zuweilen, die zweite Stricknadel ebenso magnetisch
zu machen, wie die erste. Nun sollte man glauben, daß die erste 35.
etwas von ihrem Magnetismus verloren, indem sie ihn gewisser¬
maßen an die zweite abgegeben hat; aber dem ist nicht so. Oft
verstärkt sich gerade noch die Kraft der ersten Nadel; jedenfalls je¬
doch schwächt sie sich davon nicht.
Nunmehr besitzen wir zwei Magnetnadeln, und wenn man die 40.
zweite Nadel abgesondert ebenso aufhängt, wie man es mit der ersten
gemacht hat, so wird man finden, daß auch diese zweite Nadel das
eine Ende nach Norden, das andere nach Süden stellt, daß sie also
gleichfalls einen Nordpol und Südpol besitzt.
Damit man die Pole nicht verwechsele, bezeichne man sich auch 45.